„Jetzt Löhne erhöhen“
Das AFI zieht Bilanz über das gute Wirtschaftsjahr 2015 – und will keine Ausreden mehr hören, die Löhne nicht zu erhöhen.
Die vier Umfragen des AFI-Barometers von 2015 geben zusammengefasst eine deutliche Bilanz der Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2015 aus Arbeitnehmer-Sicht.
„Aufgehellt hat sich die Stimmung in Bezug auf das gesamtwirtschaftliche Umfeld, weniger in Bezug auf die Arbeitnehmerfamilien selbst“, stellt Irene Conte rückblickend fest. Mit hoher Wahrscheinlichkeit schließe die Südtiroler Wirtschaft das Jahr 2015 mit einem Wirtschaftswachstum von +1,5 Prozent ab, so AFI-Direktor Stefan Perini.
Er betont: „Nun gibt es keine Ausreden mehr. Teile dieses Wertzuwachses müssen in Lohnerhöhungen münden.“
Auf Grundlage der nun verfügbaren und vor allem definitiven wirtschaftlichen Eckzahlen leitet sich für Südtirols Wirtschaft eine mehr als zufriedenstellende Bilanz für das Jahr 2015 ab: Die Zahl der Erwerbstätigen ist um +0,4 Prozent angestiegen (Quelle: ISTAT), jene der unselbständig Beschäftigten um +1,4 Prozent (Quelle: Amt für Arbeitsmarktbeobachtung).
Im April 2015 ist es zur Trendumkehr bei den Arbeitslosenzahlen gekommen. Im Jahresschnitt nahm schließlich die Zahl der aktiv Arbeitsuchenden um -3,2 Prozent ab. Selbst im Baugewerbe zeichnete sich in den letzten Jahresmonaten 2015 eine Trendwende ab. Erstmals seit Beginn der internationalen Finanzkrise zeigen die Beschäftigungszahlen im Südtiroler Baugewerbe wieder nach oben. Die amtliche Arbeitslosenrate für Südtirol konnte 2015 auf 3,8 Prozent gedrückt werden.
Turbo: Außenhandel und Tourismus
Als wahre Konjunkturmotoren kristallisierten sich einmal mehr der Außenhandel (Exporte: +9,8 Prozent; Importe: +1,3 Prozent) und der Tourismus (Nächtigungen: +3,7 Prozent) heraus. Die Hotellerie konnte insbesondere vom wieder stärkeren Zustrom der italienischen Gästen profitieren (+7,0 Prozent). Die Daten betreffend die Kreditwirtschaft zeigen auf, dass die Kreditvergabe wieder leicht angesprungen ist (+1,3Prozent) – begünstigt auch durch die vorherrschenden Niedrigzinsen.
Bremse: Schleppende Nachfrage, geringe Löhne, wenig Kaufkraft
Doch es blieben auch Problemfelder. Die niedrige Inflationsrate nur in den wichtigsten EU-Ländern, sondern auch in Bozen, ist symptomatisch für die noch schleppende Nachfrage. Ein Absinken in die Deflation kann nicht ausgeschlossen werden. Die Kollektivlöhne stehen in den allermeisten Sektoren der Südtiroler Wirtschaft still. Die sinkende Kaufkraft als Resultat jahrelanger Erosion der Nominallöhne durch steigende Lebenshaltungskosten wird von einem zunehmenden Teil der Bevölkerung als Problem eingestuft.
AFI-Präsident Toni Serafini sagt: „Wir sehen mit Genugtuung, dass wieder mehr Arbeitsplätze geschaffen werden und die Arbeitslosigkeit zurückgeht. Gearbeitet wird heute allerdings vielfach zu schlechteren Bedingungen in Bezug auf Vertragsform und Entlohnung. Letztes Negativbeispiel ist das Ausstellen der Voucher anstelle von Saisonverträgen. Hier muss die Politik eingreifen.“
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