„Bin nicht überrascht“
LH Arno Kompatscher will sich von den schlechten Umfrage-Ergebnissen nicht entmutigen lassen: Mit ihm werde es dennoch keine Propagandaschlacht à la Benko geben.
TAGESZEITUNG Online: Herr Landeshauptmann, nur 37 Prozent der Südtiroler sind für Ihr Flughafen-Konzept: Das Umfrageergebnis ist ziemlich ernüchternd für Sie?
Arno Kompatscher: Nein, im Gegenteil. Mir war bewusst, dass eine Mehrheit der Südtiroler dem Flughafen gegenüber Bedenken hat, dass die Grundstimmung noch überwiegend ablehnend ausfällt und es hier noch Überzeugungsarbeit braucht. Das Ergebnis von 37 Prozent ist sicher nicht schönzureden. Wenn wir aber bedenken, mit welchen Ergebnissen wir gestartet sind, kann man feststellen, dass die Zustimmung zuletzt wesentlich angestiegen ist.
Wie hoch lag die Zustimmung in früheren Umfragen, die Ihnen vorliegen?
Um die 20 Prozent. Ich kenne zwar die Details der Umfrage der Handelskammer nicht und kann deshalb auch nicht definieren, warum die Befragten sich gegen den Flughafen aussprechen. Eines wird in der Umfrage aber klar zum Ausdruck gebracht: Es gibt einen großen Aufholbedarf, was den Zugang zu Informationen über den Flughafen betrifft. Wir müssen sicherstellen, dass sich jeder Bürger sachlich und ausgewogen über die Argumente für und gegen den Flughafen informieren kann, um sich auf diese Weise eine objektive Meinung bilden zu können. Eines ist uns in den letzten Monaten aber ganz klar gelungen: Wir konnten die totalen Horrorszenarien, die von den Gegnern gezeichnet wurden, entkräften. Die 170.000 Passagiere im Jahr werden mit durchschnittlich fünf Starts und Landungen am Tag erreicht. Wenn wir die Passagierzahlen verdoppeln wollen, dann bedeutet dies zehn Starts und Landungen am Tag. Die Befürchtung, dass der Himmel bald voller Flieger sein wird, ist also völlig unbegründet.
Inwieweit müssen Sie Ihre Informationspolitik umstellen?
Ich habe meinerseits nur drei Termine in direktem Zusammenhang mit dem Flughafen wahrgenommen. In meinen Vorträgen bei den Bürgerversammlungen gehe ich immer nach demselben Muster vor: Ich spreche über die Autonomie, die Finanzpolitik, aber nicht über den Flughafen. Erst bei den Fragen der Bürger gehe ich auf den Flughafen ein. Das ist meistens die dritte oder vierte Frage, die mir gestellt wird. Der Vorwurf, es gebe meinerseits eine massive Propaganda für den Flughafen, ist also ein Blödsinn. Mir ist nur wichtig, dass die Dinge korrekt erklärt werden. Wenn behauptet wird, dass die Bauern wegen des Flughafens keine Äpfel mehr setzten können, dann erkläre ich den Bürgern, warum das nicht stimmt.
Warum nehmen Sie sich nicht ein Beispiel an der Signa-Gruppe, die massiv für ihr Projekt wirbt?
Weil das nichts bringt. Der Landtag hat beschlossen, eine Broschüre zu erarbeiten und an alle Haushalte zu senden, in der den Befürworten und Gegnern gleich viel Platz eingeräumt wird. Es geht darum, ausgewogen zu informieren. Als Landesverwaltung werden wir ohnehin nicht werbend in den Wahlkampf eingreifen. Ich werde aber als Regierungschef sehr wohl meine Meinung kundtun, so wie ich es bisher getan habe. Mich stört, dass sich die Kritiker nicht an die Spielregeln halten. Wir waren von Anfang an ehrlich und haben alle Karten auf den Tisch gelegt. Es wird auch ein Umweltscreening geben, obwohl dies gar nicht verpflichtend notwendig ist.
Bereuen Sie mittlerweile Ihre Entscheidung, ein Referendum zum Flughafen abzuhalten?
Ich bereue das überhaupt nicht. Das war die einzig richtige Entscheidung. Wenn wir gewusst hätten, dass 90 Prozent für oder gegen den Flughafen sind, dann wäre ein Referendum ein Topfen gewesen. Die Stimmung ist aber viel differenzierter. Zudem beruht das Referendum auf eine einstimmige Entscheidung der Parteigremien, und wir haben die Abhaltung des Referendums auch im Wahlkampf versprochen.
Sie sind ein fairer Verlierer?
Ich gehe nicht davon aus, dass das Referendum verlorengeht, sondern dass die Bürger von den guten Argumenten überzeugt werden können. Wobei man hier auch gar nicht von Siegern und Verlierern sprechen kann. Das Ergebnis ist Ausdruck des Bürgerwillens – und wir werden uns zu hundert Prozent daran halten.
Interview: Matthias Kofler
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