Der Hobag-Deal
Infolge des Vergleichs zur finanziell angeschlagenen Baufirma Hobag müssen einige Freiberufler tief in die Tasche greifen. Insgesamt kommen durch Zahlungen und Forderungsverluste 2,9 Millionen Euro zusammen.
Von Thomas Vikoler
Im Zuge der Vergleichsverhandlungen zum Konkurs der Baufirma ZH und dem (nun genehmigten) Ausgleichsverfahren zur Baufirma Hobag AG sind insgesamt fünf Vereinbarungen geschlossen worden. Die beiden gewichtigsten davon: Die Verwaltungs- und Aufsichtsräte von ZH zahlen zwei Millionen Euro in die Konkursmasse, bei Hobag erhalten die privilegierten Gläubiger von dieser Seite 2,1 Millionen Euro.
In einer Verfügung von Konkursrichterin Francesco Bortolotti vom 1. März, die der TAGESZEITUNG vorliegt, ist genau aufgelistet, wer zum Fall Hobag wie viel gezahlt hat bzw. auf welche Forderungen verzichtet hat.
Am tiefsten in die Tasche greifen die Mitglieder bzw. Verwandtschaft der Unternehmerfamilie Reichegger. Peter Reichegger steuert 375.000 Euro bei, Walter Reichegger 250.000 Euro, Anton Reichegger 125.000 Euro, Christine Reichegger 25.000 Euro, deren Ehemann, der bekannte Brunecker Anwalt Dieter Schramm, 225.000 Euro. Um den Konkurs ihres Bauunternehmens abzuwenden – sofern das über das Ausgleichsverfahren möglich ist – mussten sie stattliche Summen an persönlichem Vermögen aufbringen. Nach einem früheren Angebot der Familie Reichegger, das von den Gläubigern allerdings abgelehnt hatte, wären 800.000 Euro zusammengekommen – inklusive Forderungsverzichten von Anwalt Schramm. Der nun aufgebotene Betrag ist um einiges höher.
Und wie ist die Zahlung an die Gläubiger seitens fünf bekannter Südtiroler Wirtschaftsberater rechtlich zu bewerten? Sie waren für Hobag als Verwaltungs-, Aufsichtsräte bzw. Revisoren tätig. Laut einem Bericht des Masseverwalters gab es Versäumnisse ihrerseits. Der Vergleich bedeutet formell kein Schuldeingeständnis, strafrechtlich kann aber sehr wohl gegen die Freiberufler vorgegangen werden.
Die Zahlen: Richard Burchia, aktueller Präsident der Kammer der Wirtschaftsprüfer, bietet 250.000 Euro auf, ebenso wie Peter Malsiner, Gerd Baumgartner und Hartmann Aichner. Heinz Peter Hager, Präsident des Aufsichtsrates von Hobag, 100.000 Euro.
Angeblich sind die meisten von ihnen für derartige Zahlungen versichert. Die Familie Reichegger und die Freiberufler bringen, wie gesagt, 2,1 Millionen Euro an Direktzahlungen auf.
Dazu kommt allerdings – im Falle der Freiberufler – ein Forderungsverzicht im Ausmaß von mehreren hunderttausend Euro. Heinz Peter Hager verzichtet auf 1.073,25 Euro, seine Kanzlei auf Guthaben von 187.942 Euro, die übrigen Wirtschaftsprüfer auf vergleichsweise bescheidene Summen.
Forderungsverzichte gibt es auch seitens der Kanzlei von Dieter Schramm (13.641 bzw. 61.086 Euro) und der Kanzlei des nunmehrigen Bozner SVP-Bürgermeisterkandidaten Christoph Baur (70.145 Euro). Auf die größte Summe überhaupt verzichtet wiederum Dieter Schramm: 451.899 Euro aus einer Bürgschaft.
Insgesamt kommen so den privilegierten Gläubigern von Hobag 2,9 Millionen Euro zu. Richterin Bortolotti hat zudem ein Gläubiger-Komitee zugelassen, in dem u.a. die Raiffeisenkasse Bruneck und die Firma Unionbau GmbH vertreten sind.
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