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Die landeseigene Südtiroler Informatik AG aktualisiert ihre Verschlüsselungsprotokolle – und macht den Kollegen vom Landeswetterdienst das Leben schwer.
Von Anton Rainer
In der Sache sind sich alle Beteiligten einig. „Sicherheitslücken müssen geschlossen werden, das ist in Ordnung“, sagt Dieter Peterlin, „aber es wäre schön, wenn man uns wenigstens vorher Bescheid geben würde.“ Worum geht es?
Der Meteorologe im Landeswetterdienst wird derzeit sozusagen „von Mails überflutet.“ Hoteliers, Nachrichtendienste und Web-Administratoren beschwerten sich in den letzten Tagen: Warum nur funktionieren plötzlich unsere Wetter-Apps nicht mehr? „Wir können nichts dafür“, sagt Peterlin fast entschuldigend, „die Informatik hat da was angestellt.“
Was genau die Informatik „angestellt“ hat, erklärt Stefan Gasslitter, Generaldirektor der landeseigenen Südtiroler Informatik AG, kurz SIAG. „Das Abschalten von veralteten und unsicheren Verschlüsselungsprotokollen“, so Gasslitter, „ist von unserer Sicherheitspolitik vorgeschrieben und war somit zwingend notwendig.“ Das Problem: Mehrere Landesämter, darunter der Landeswetterdienst, nutzen bis heute die gleichermaßen veralteten wie von Sicherheitslücken geplagten Protokolle, um ihre Dienste an den Nutzer zu bringen.
Was vor der Umstellung zwar unsicher aber immerhin einwandfrei funktionierte, verweigert nun plötzlich seinen Dienst – ohne Vorwarnung. „Die Nutzer unserer Dienste müssen sich jetzt anpassen“, sagt der SIAG-Generaldirektor, „ein Absprechen ist bei diesen Fragen in der Sicherheitspolitik nicht vorgesehen.“
Konkret heißt das: Wer auf seiner Website noch über SSL-Verschlüsselungen und dazugehörige XML-Schnittstellen auf Landesdienste (wie etwa die erwähnten Wetterdaten) zugreift, sollte sich schleunigst um einen fähigen Programmierer bemühen. Der Landeswetterdienst macht es vor: Mehrere Tage lang war die Karte der Temperaturtrends aufgrund technischer Probleme ausgefallen. „Auch wir wurden davon überrascht“, schreibt Peterlin auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Erst am Donnerstag übernahm ein Techniker das Online-Ruder und löste das hauptsächlich kommunikationsbedingte Problem.
Könnte man in Zukunft wenigstens den Kollegen aus den Landesämtern Bescheid geben?
„Auch hier gilt“, erklärt der SIAG-Chef, dass unsere Sicherheitspolitik das Preisgeben von relevanten Detail nicht vorsieht.“ Nötige Hilfe bei der Umstellung übrigens auch nicht: „Gerne sind wir mit Auskünften behilflich“, schreibt Gasslitter, „aber den Support kann nur der jeweilige Softwareanbieter bzw. Systembetreuer bieten.“
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