Zweimal vor Gericht
Ein weiterer unangenehmer Termin für Biathlon-Papst Gottlieb Taschler. Am 24. März muss er sich vor dem CONI-Antidoping-Gericht verantworten, ihm droht eine zweijährige Funktionärs-Sperre. Mit möglichen Auswirkungen auf die Antholzer WM-Kandidatur.
von Thomas Vikoler
Zunächst hieß es, er sei gar nicht vor Ort. Doch laut der Online-Seite „Neuen Zürcher Zeitung“ ist er es. Gottlieb Taschler sei sehr wohl präsent bei der derzeit laufenden Biathlon-WM am Holmenkollen in Oslo. Denn ohne den Mann aus Antholz, der seine Vizepräsidentschaft beim Weltverband IBU wegen der Doping-Affäre um ihn ruhend gestellt hat, „geht im Biathlon-Business quasi nichts“, wie die NZZ schreibt. „Ob im Ausland, wo er wie dieser Tage an den Weltmeisterschaften in Oslo unverdrossen für die Antholzer Kandidatur für die WM 2021 weibelt. Ob daheim, wo er Ende Januar den Weltcup-Anlass als OK-Chef leitete, als wäre nichts“.
Für die nächsten Wochen stehen für Taschler allerdings zwei Termine an, die für ihn weniger angenehm sein dürften. Am 24. März, also in zwei Wochen, findet vor dem Antidoping-Gericht des CONI in Rom die Verhandlung gegen ihn und Sohn Daniel statt. Mitte Dezember hatte die Staatsanwaltschaft für beide eine Sperre von jeweils zwei Jahren wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Bestimmungen beantragt. Grundlage dafür sind die Abhörungen aus der „Mito“-Ermittlung der Staatsanwaltschaft Padua gegen den gesperrten Sportarzt Michele Ferrari. Aus diesen geht hervor, dass Daniel Taschler auf Vermittlung seines Vaters Gottlieb von Ferrari betreut wurde – offenbar eine EPO-Kur. „Nein, ein Schilddrüsen-Problem“, verteidigt sich der Biathlon-Papst.
Beim CONI-Sportgericht dürfte alles sehr schnell gehen: Die Verhandlung gegen Daniel Taschler ist für 14,30 Uhr angesetzt, sein Vater muss um 14.45 Uhr antreten. Die Urteile sollten am selben Tag ergehen. Im Fall eines Schuldspruchs wird gegen Daniel eine Wettkampfsperre verhängt, gegen seinen Vater eine Funktionärssperre. Keine offiziellen Aufgaben mehr.
Mit Auswirkungen auf die WM-Kandidatur von Antholz für das Jahr 2021, über die im Herbst entschieden wird. Gottlieb Taschler ist Chef des Bewerbungskomitees.
Und am 20. April beginnt am Landesgericht der Doping-Prozess, in dem neben Daniel und Gottlieb Taschler auch Michele Ferrari wegen Verstößen gegen das Doping-Gesetz angeklagt ist. Als Zeuge geladen ist dabei auch Johannes Dürr, der Schwiegersohn des Biathlon-Papstes, der 2014 bei der Olympiade in Sotchi des Dopings überführt wurde. Gegen ihn hatte die Staatsanwaltschaft Bozen ebenfalls ermittelt, die Akten wurden dann zuständigkeitshalber an die österreichischen Behörden weitergeleitet. Nun soll Dürr als Belastungszeuge auftreten.
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