Der Ladurner-Prozess
Die ukrainische Haushälterin Olga Barisheva sagt im Prozess gegen den Meraner Anwalt Thomas Ladurner aus. Und relativiert dabei ihre früheren Vorwürfe.
Von Thomas Vikoler
Man merkt, dass sich die elegante Frau mit Pelzkragen und Hut unwohl fühlt. Aber Olga Barisheva muss als Zeugin im Saal B des Bozner Landesgerichts aussagen. Nicht zum ersten Mal. Vergangenes Jahr war die gebürtige Ukrainerin im Rahmen eines Beweissicherungsverfahrens angehört worden. Im April 2015 schloss sie einen gerichtlichen Vergleich über ein Jahr und sechs Monate Haft wegen Übervorteilung einer wehrlosen Person und Beihilfe zur Unterschlagung.
„Es war die schlechteste Idee in meinem Leben, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten“, räumt Barisheva bei ihrer zweistündigen Zeugenaussage ein. Sie sitzt in wenigen Metern Abstand zum Meraner Anwalt Thomas Ladurner, auf den sich ein Großteil ihrer Zeugenaussagen beziehen. Ladurner steht wegen Unterschlagung, Amtsmissbrauch, Falscherklärung und Übervorteilung vor Gericht. Er war Sachwalter der betagten Frau aus Meran, für die Barisheva als Hauspflegerin gearbeitet hat.
Laut Anklageschrift sind im Laufe mehrerer Jahre vom Konto der Betreuten 250.000 Euro verschwunden. Sachwalter Ladurner hat davon allein 100.000 Euro abgehoben. Barisheva hatte erklärt, sie habe von den monatlich 3.000 Euro Haushaltsgeld lediglich ein Drittel erhalten.
Gestern relativierte sie diese Aussage: Die Differenz zwischen ihren Ausgaben und dem Betrag sei wesentlich geringer gewesen, sie habe bis zu hundert Euro am Tag ausgeben können. Barisheva räumte auch ein, von einer Kassierin einer Eurospin-Filiale regelmäßig Kassazettel für nicht getätigte Einkaufe erhalten zu haben, die sie Ladurner vorlegte. Dieser habe sie dann kontrolliert.
Belastet hat Barisheva den früheren Sachwalter hingegen zur Erbschaft der betreuten Frau. „Er, Ladurner, sollte die Hälfte der Erbschaft bekommen, die mir testamentarisch zugesprochen wurde“, sagt die Zeugin. In welcher Rolle – ob als Sachwalter oder Privatperson – Ladurner seine Hälfte erhalten sollte, kann Barisheva nicht sagen.
Mehrmals weist sie der Vorsitzende Richter Carlo Busato darauf hin, dass sie wegen Falschaussage angezeigt werden könnte.
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