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Prominenter Organisator

Eine lokale Gruppe will den Südtirolern die undurchsichtige Firma „MyAdvertisingPays“ schmackhaft machen, vor der Verbraucherschützer warnen. Mitorganisator ist auch Alvin Perkmann, für den es vor einem Jahr eine riesige Spendenaktion gab.

von Heinrich Schwarz

Der Bericht der TAGESZEITUNG über die undurchsichtige Firma MyAdvertisingPays – kurz MAP – war wie ein Stich ins Wespennest (Die Hintergründe zu MAP lesen Sie ganz unten).

Am Tag der Veröffentlichung wurden auf der Webseite mit der Einladung für die Geschäftspräsentation am gestrigen Abend in Bozen die Namen von zwei Organisatoren gelöscht. Die TAGESZEITUNG hatte zuvor noch ein Bildschirmfoto der originalen Einladung abgespeichert. Darauf befindet sich ein Name, der der Südtiroler Öffentlichkeit noch gut in Erinnerung sein dürfte: Alvin Perkmann.

Bildschirmfoto 2016-02-26 um 14.44.41Im April 2015 bewegte die Geschichte des vierfachen Familienvaters aus dem Burggrafenamt das ganze Land. Print-, Online- und TV-Medien berichteten darüber. Perkmann musste im Jahr 2012 seine selbstständige Tätigkeit im IT-Sektor aufgeben, nachdem ihn eine schwere, höchst seltene Krankheit überrumpelte. Mehrmals täglich erleidet er Anfälle und verliert dabei sein Bewusstsein. Keine Behandlung brachte bislang eine erkennbare Besserung. Perkmann braucht eine 24-Stunden-Betreuung. Seine Frau kann nicht arbeiten gehen.

Trotz Invalidenrente und Pflegegeld geriet Alvin Perkmann in große finanzielle Probleme. Die Berichte über den heftigen Schicksalsschlag des Familienvaters sorgten für eine riesige Spendenaktion. Bürger aus dem ganzen Land unterstützten Perkmann – darunter auch Prominente.

Umso unverständlicher ist es nun, dass Perkmann aktiv eine höchst undurchsichtige Firma bewirbt, vor der Verbraucherschützer und ausgestiegene Mitglieder ausdrücklich warnen (siehe weiter unten). In Deutschland wurde bereits die Staatsanwaltschaft eingeschalten, um gegen das Unternehmen mit Sitz auf der vorteilhaften Karibik-Insel Anguilla zu ermitteln.

Alvin Perkmanns öffentliches Engagement für MAP hinterlässt im Hinblick auf seine Unterstützer in ganz Südtirol keinen guten Eindruck. Die TAGESZEITUNG hat ausführlich mit Perkmann gesprochen.

(Anm. der Redaktion: Alvin Perkmann hat die ursprünglichen Antworten zusammen mit dem lokalen MAP-Team durchgesehen und auch Fragen zu persönlichen Meinungen zum Teil deutlich abgeändert. Grundsätzlich gilt bei MAP: Über Details dürfen öffentlich nur die zwei Geschäftsleiter aus dem englischsprachigen Raum sprechen.)

Tageszeitung: Herr Perkmann, was waren die Beweggründe, sich für MyAdvertisingPays zu engagieren?

Alvin Perkmann: Ein Bekannter hat mir 2014 vom Geschäftsmodell erzählt. Allerdings war ich zu dieser Zeit sehr mit meiner Krankheit beschäftigt. Erst ein Jahr später suchte ich eine Beschäftigung, die von Zuhause aus möglich ist. Der Bekannte spendete mir fünf Credit Packs und ich habe mir die Sache genauer angeschaut. Da alles passte und sich auch zwei weitere Freunde eingeschrieben haben, wurde ich Mitglied der regionalen Gruppe. Ich helfe, wo ich trotz meiner Limits helfen kann – so etwa bei Schreibarbeiten oder bei der Organisation.

Die Geschäftspräsentationen in Bozen zeigen, dass ein großes Ziel die Anwerbung neuer Mitglieder ist.

Dieses Geschäft funktioniert ohne Anwerben neuer Mitglieder. Die Geschäftspräsentationen dienen lediglich, um Informationen und Fakten an Interessenten weiterzugeben.

Für erfolgreiche Anwerbungen zahlt MAP eine Provision von 10 Prozent. Das muss man auch dazusagen.

MAP bezahlt eine „Affiliate-Provision“ auf direkt angeworbene Partner, also nur in der direkten Linie.

Werden Sie an der Provision von anderen Personen beteiligt?

Nur an den Direkten. Sonst verdiene ich nichts durch neue Mitglieder. Auch nicht als Mitglied des regionalen Teams. Ich helfe einfach, wenn man mich braucht.

Haben Sie die Firma eigentlich kritisch hinterfragt, nachdem ehemalige Mitglieder und Verbraucherschützer ausdrücklich vor ihr warnen?

Ja, ich lese mir sämtliche Artikel betreffend der Geschäftsmöglichkeit durch, rechne und recherchiere selbst. Zwar haben wir keinen direkten Kontakt zur Geschäftsleitung, wohl aber zum sogenannten Viererkleeblatt, das führend ist. Ich bin überzeugt, dass MAP funktioniert. Wobei es natürlich niemals eine Garantie gibt. Das ist bei jeder Firma so.

In andere Firmen hat man Einblick und kennt die Bilanzen. Bei MAP kann man sich nur auf das verlassen, was die Chefitäten sagen. Kennen Sie die Bilanzzahlen, die Reserven usw.? Und sind Sie überzeugt, dass es sich um kein Schneeballsystem handelt, das jederzeit zusammenbrechen kann?

Das stimmt natürlich: Ich habe keinen Einblick in die Bilanz. Grundsätzlich ist es aber ein gut durchdachtes System und die Firma befindet sich im Wachstum. Zudem kann jeder entscheiden, ob und wie viel Werbung erworben wird. Darüber hinaus kann man sich sein Geld jederzeit wieder auszahlen lassen, sofern man es durch Klicks in wenigen Monaten wieder hereinholt. Und es gibt ein Limit von Werbepaketen. Aus diesen Gründen sehe ich MAP nicht als Schneeballsystem. Neue Mitglieder profitieren gleich wie alte. Und MAP hat mit Online-Werbung anders als Schneeballsystem-Firmen ein klares Produkt.

Ein anderer Aspekt, der stutzig macht: Für ein Credit Pack im Wert von 50 Dollar kann man 550 Werbeeinblendungen kaufen. Das sind 90 Cent pro Einblendung. Normalerweise kostet so etwas im Internet einige wenige Cent. Zudem sind die MAP-Mitglieder nicht an Produkten interessiert, sondern nur daran, so schnell wie möglich ihre zehn Klicks pro Tag zu machen.

Durch MAP haben gerade kleine Firmen die Möglichkeit, Klicks zu generieren und sichtbarer zu werden. Genauso wie in jeder Zeitung, TV usw. wird die Werbung von vielen Menschen gesehen, aber nur ein Teil ist interessiert und kauft letztendlich etwas.

Jetzt zur großen Frage: Glauben Sie,dass MAP genügend Geld hat, um all seine Mitglieder gleichzeitig auszahlen zu können?

Meiner Meinung nach Ja.

Was sagen Sie einem Menschen, der von Internet-Werbung keine Ahnung hat, knapp bei Kasse ist und sein ganzes Geld in MAP stecken will?

Ich persönlich spreche definitiv solche Menschen nicht an, kenne aber genügend Menschen, die auch ohne Vorwissen und ohne größeren Geldeinsatz in einem gewissen Zeitraum ihren persönlichen Erfolg verzeichnen konnten.

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GROßES ECHO

Nach der Veröffentlichung des ersten Artikels über MyAdvertisingPays („Meine Werbung zahlt sich aus“) erreichten die TAGESZEITUNG zahlreiche E-Mails aus dem In- und Ausland, in denen man sich erfreut über die erstmalige Berichterstattung über MAP zeigte. Die Informationen in den Mails sind höchst interessant. So berichtet ein einheimischer Jugendlicher davon, dass er von anderen Südtirolern mehrmals angeworben wurde. Trotz seines jungen Alters ging er aber sofort von einem typischen Schneeball- bzw. Pyramidensystem aus. Der Jugendliche wandte sich an das Europäische Verbraucherzentrum Bozen sowie an die Bozner Post- und Kommunikationspolizei. Letztere mahnte zur Vorsicht.

Ein Mann aus Deutschland berichtet von schlechten Erfahrungen mit MAP: Kritische Fragen wurden nicht beantwortet – kritische Aussagen wurden gelöscht und sorgten für eine Sperre des MAP-Accounts. Vor kurzem erstattete er eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Deutschland.

Videobotschaft von Andreas Gruber an die Mitglieder: „Lasst euch nicht entmutigen von diesem Artikel“

Videobotschaft von Andreas Gruber an die Mitglieder: „Lasst euch nicht entmutigen von diesem Artikel“

Ein Mann aus Österreich, der die TAGESZEITUNG kontaktiert hat, betreibt einen Blog, der momentan der Brennpunkt im deutschsprachigen Raum in Sachen MAP-Kritik ist. In seinen regelmäßigen Updates findet sich nun auch ein Verweis auf den Artikel. Der Blogger sagt: „Mittlerweile versucht man, mich juristisch mundtot zu machen. Nicht die Firma MAP, sondern die ‚Leader’ in Deutschland. Es kann sein, dass auch Sie sehr unfreundliche Zuschriften von Mappern bekommen, die Ihre journalistische Integrität in Frage stellen.“

Schon passiert: Der lokale MAP-Leader Andreas Gruber hat auf Youtube ein vierminütiges Video veröffentlicht – mit dem Titel „Die Angst der Tageszeitung um ihre Kunden“. Dabei bringt Gruber mit den Lokalzeitungen jedoch einiges durcheinander. Konkrete Gegendarstellungen zum Artikel fehlen.

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DER HINTERGRUND ZU MAP:

Vor einer Woche beleuchtete die TAGESZEITUNG die Firma MyAdvertisingPays, die in Südtirol zunehmend Fuß fasst. Am vergangenen Montag fand im Bozen die zweite Geschäftspräsentation dieses Jahres statt. Man lockt mit schnellem Geld für wenig Leistung: Ein Mitglied kann ein Paket (Credit Pack) für 49,99 US-Dollar kaufen und muss danach lediglich zehn Werbebanner pro Tag anklicken. Das Mitglied wird automatisch am Gewinn beteiligt – und zwar so lange, bis es 60 Dollar erwirtschaftet.
Die Gewinne können reinvestiert werden. Pakete können bis zum einem Wert von maximal 60.000 Dollar gekauft werden. Verbraucherschützer warnen: Es handle sich um ein Schneeballsystem. Es funktioniere so lange, bis sich keine neuen Mitglieder mehr melden. Dann breche das System zusammen. Weil in Europa bislang alles gut verlaufen ist, steigt die Euphorie. In Südtirol gibt es bereits über 200 Mitglieder.
Im Herbst 2015 hat MAP plötzlich den amerikanischen Markt geschlossen. Nachvollziehbare Gründe gibt es keine. Berichten zufolge warten viele Mitglieder noch auf ihr Geld.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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