Der neue Tourismus
Das Land verabschiedet nach zähen Verhandlungen die Tourismus-Reform. Welche wesentlichen Änderungen auf Südtirols Tourismustreibende nun zukommen.
Das Land Südtirol will die Tourismuswerbung stärken. Anstelle der zehn bisherigen Tourismusverbände treten ab 2018 drei regionale Managementeinheiten (RME). Diese werden die Tätigkeit der örtlichen Organisationen direkt unterstützen und die Tourismusvereine enger mit Südtirols Wirtschaftsdienstleister IDM verknüpfen.
Das Konzept für die Reorganisation der Tourismusorganisation ist am Dienstag von der Arbeitsgruppe Tourismus verabschiedet worden.
Dem neuen Organisationsmodell zufolge sollen die sogenannten „Regionalen Management Einheiten“ (RME), die als Schnittstelle zur IDM dienen, die Tourismusverbände ablösen. Die drei RME-Teams werden bei IDM angestellt, aber regional auf jeweils zwei Büros verteilt sein, um im regen Austausch mit den örtlichen Tourismusvereinen zu stehen.
„Der Vorteil dieses Modells liegt darin, dass die Governance von unten nach oben aufgebaut ist, was die Rolle der Tourismusvereine zweifelsohne stärken wird“, unterstreicht Landeshauptmann und Tourismuslandesrat Arno Kompatscher. „Außerdem werden die regionalen Einheiten dafür sorgen, dass starke Marken weiter potenziert und enger mit der Dachmarke verknüpft werden können.“
Der Entscheidung zur Neuorganisation geht eine Ist-Analyse voraus, welche das Verbesserungspotenzial – vor allem in marketingtechnischer Hinsicht – eindeutig sichtbar macht. Aktuell gibt es zu viele Ebenen, was den Kommunikationsfluss einschränkt und zu Doppelgleisigkeiten führt. Auch wird der vereinbarte Leistungskatalog nicht von allen Tourismusorganisationen konsequent eingehalten.
Um die Abläufe effizienter und die Strukturen schlanker zu gestalten, wurden unter Einbeziehung aller Tourismusverbände und ausgewählter Tourismusvereine mithilfe einer Unternehmensberatung mehrere Reorganisationsmodelle ausgearbeitet, die der Arbeitsgruppe vorgelegt wurden. Arbeitsgruppe und Berater einigten sich auf das Modell, das sogenannte Regionale Management Einheiten (RME) vorsieht.
Zur fundierten Entscheidungsfindung hat eine Studie über die Bekanntheit, das Image und das Potenzial Südtirols beigetragen. Diese Studie hat ergeben, dass auf internationalen Märkten die Marke Südtirol deutlich bekannter ist als alle anderen Marken und Orte in Südtirol. Neben der Marke Südtirol haben laut Studie nur wenige Marken eine herausragende Strahlkraft. Die Orte sollen deshalb in Zukunft noch mehr von der starken Marke Südtirol profitieren und ihre Kraft verstärkt für lokale oder überörtliche Initiativen einsetzen können.
Am 7. März wird die Arbeitsgruppe das Konzept den Tourismusvereinen und -verbänden vorstellen. 2016 und 2017 dienen als Übergangsjahre – operativ wird die neue Tourismusstruktur laut Arbeitsgruppe am 1. Jänner 2018 sein. Bis dahin wird eine Change-Management-Projektgruppe alle Detailfragen klären und vor allem die Betroffenen in den Erneuerungsprozess mit einbeziehen.
In der Arbeitsgruppe Tourismus sind sämtliche Bereiche der Südtiroler Tourismusbranche vertreten: LTS, HGV, Urlaub auf dem Bauernhof, Privatzimmervermieter, Campingplatzbetreiber, Südtiroler Gemeindenverband und Landesverwaltung. Landeshauptmann Kompatscher hatte die Arbeitsgruppe 2014 eingesetzt, um die Finanzierung der Tourismusorganisationen und des touristischen Marketings zu sichern.
Es ging zunächst darum, über das Drei-Säulen-Modell eine Summe von mindestens 70 Millionen Euro aufzutreiben, ohne die bürokratisch aufwendige Tourismusabgabe einführen zu müssen. Das Drei-Säulen-Modell der Tourismusfinanzierung setzt sich aus öffentlichen Zuschüssen, der Ortstaxe und freiwilligen Beiträgen zusammen. Schließlich einigte sich die Arbeitsgruppe auf ein gekoppeltes System: Dieses sorgt dafür, dass die öffentliche Hand und die Tourismuswirtschaft jeweils ihren Teil der Verantwortung tragen.
Die Arbeitsgruppe stimmte dem System unter einem Vorbehalt zu. Die Touristikfachleute wünschten sich zuerst eine genauere Prüfung der Aufgabenverteilung und Organisationsstrukturen, um mögliches Einsparungspotenzial ausfindig zu machen und so die Schlagkraft des Tourismusbudgets zu erhöhen.
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