„Problematische Situation“
Die Jungen Grünen fordern regelmäßige Sprachkurse für Asylsuchende, damit sie schon nach zwei Monaten in die Arbeitswelt einsteigen können.
Am Samstag fand im Anne-Frank-Saal in Bozen die Tagung der Young Greens mit dem Titel „Migration: Viva la libertà!” statt. Gäste waren Europarlamentarierin Elly Schlein, der sozialdemokratischen Fraktion und Vertreterin von „Possibile“, sowie Monika Weissensteiner, Mediatorin und Expertin im Bereich Migration der Stiftung Alexander Langer.
Der Dialog zwischen den beiden Gästen erlaubte den Anwesenden einen Einblick in das Thema Migration und Asylrecht, ausgehend von der europäischen Ebene, mit Fokus auf die nationale Situation und die Geschehnisse vor Ort. „Aktuell übernehmen nur sechs der 28 europäischen Mitgliedsstaaten ihre Verantwortung. Wo bleiben die anderen Länder?“, fragte Elly Schlein in ihrem Eingangsstatement mit kritischem Blick auf das Dublin-Abkommen.
Die Idee eines Europa basierend auf dem Prinzip der Bewegungsfreiheit wird nun in Frage gestellt, wenn über die Aussetzung des Schengen-Abkommens diskutiert wird: ein Schritt in die Vergangenheit.
Für Schlein müssen die europäischen Institutionen das Thema Migration angehen, abseits der nationalen Egoismen: Konfliktlösungen auf internationaler Ebene müssen gefunden werden, die Konsequenzen der klimatischen Veränderungen (die immer mehr die Ursache für Flucht sind) müssen ernst genommen werden, die Schaffung von humanitären Korridoren und ein rechtlicher, sicherer Zugang für die Asylansuchenden muss angestrebt werden.
„Das Asylrecht ist immer individuell und muss anerkannt werden, egal um welche Nationalität es sich handelt, alle europäischen Staaten müssen dies anerkennen“, so Schlein.
Monika Weissensteiner berichtete von der aktuellen Lage in Südtirol, „welche vor allem für die Asylsuchenden problematisch ist, die nicht in den Rahmen der nationalen, für Südtirol festgelegten Quoten, von 0,9% fallen“. Zum Flüchtlingsstrom aus dem Süden ist zudem seit kurzem auch einer aus dem Norden zu verzeichnen: es handelt sich dabei um Personen, die über die Balkanroute nach Österreich kommen um schlussendlich in Italien Asyl zu beantragen.
„Asylwerber könnten im Prinzip schon nach zwei Monaten einer entlohnten Arbeit nachgehen, was jedoch regelmäßige Sprachkurse voraussetzen würde“, unterstrich Weissensteiner. Ein Einkommen aus Erwerbstätigkeit würde sie ökonomisch unabhängiger machen und gleichzeitig die Integration erleichtern.
Bei der Tagung waren auch zwölf Flüchtlinge unterschiedlicher Herkunft anwesend, die die Veranstaltung mit ihren musikalischen Beiträgen bereicherten. Zwei Mitglieder der Jungen Grünen berichteten ausführlich von ihren Erfahrungen rund um den Freiwilligendienst am Bozner Bahnhof.
„Aus der Tagung ging hervor, dass die neuen Migrationsflüsse nicht nur als kurzfristige Notfallsituation betrachtet werden können, sondern auch auf lange Sicht eine neue Realität in Europa darstellen werden“, schließen die Co-SprecherInnen der Young Greens Linda Perlaska und Valentino Liberto.
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