Böse Überraschung
Die Gemeinde Sand in Taufers hat 2014 die Baufirmen von jeglicher Garantiepflicht für die Cascade befreit. Jetzt liegt die Vergleichsvereinbarung vor.
von Silke Hinterwaldner
Josef Nöckler ist fuchsteufelswild. Er ist erst seit einigen Monaten Gemeinderat für die oppositionelle Liste Taufers 2010.
In dieser Zeit hat er sich intensiv mit dem Hallenbad Cascade beschäftigt, schließlich beschert dieses Gesundheitsbad der Gemeinde immer wieder neue, böse Überraschungen.
So hat Nöckler auch mehrfach darauf gedrängt jene Vergleichsvereinbarung ausgehändigt zu bekommen, die 2014 unter Bürgermeister Helmuth Innerbichler unterzeichnet worden war. Im November gab es eine Besichtigung der Anlage, bei der, wie Nöckler sagt, „einiges an Bauschäden offensichtlich“ geworden war. Im Dezember dann legte die neue Gemeindeverwaltung Zahlen zum Bau der Cascade vor: Demnach deckt die Gemeinde täglich (sic!) mit knapp 1.400 Euro die Verluste der Anlage.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Am 12. Jänner bemerkte ein aufmerksamer Bademeister, dass die Decke über den Schwimmbecken schief hängt. Der Schwimmbereich musste geschlossen werden, in den kommenden drei Monaten soll der Schaden behoben werden. Die Gipskartondecken waren im Betrieb des damaligen Bürgermeisters Innerbichler gefertigt worden.
Viele Fragen bleiben offen. Wer bezahlt diesen Schaden? Wer muss die Verantwortung dafür tragen?
Die Gemeinde als Besitzerin des Gebäudes steckt jetzt in einer misslichen Lage.
2014 hatten jene Bietergemeinschaft, die die Anlage errichtet hat und die Gemeinde einen Rechtsstreit mit einem außergerichtlichen Vergleich abgeschlossen.
Im Vertrag enthalten sind Passagen, die der Gemeinde zum Verhängnis werden könnten. Denn: Nach einer langen Auflistung von Kosten, Zusatzspesen und der Abtretung der Photovoltaikanlage an die Gemeinde kommt man zum Kern der Vereinbarung. Unter Artikel sechs verzichtet die Gemeinde auf Forderungen zu möglichen Bauschäden in der Zukunft.
Sie nimmt der Bietergemeinschaft die Wartung und die technische Führung für 15 Jahre ab. Und sie verzichtet damit auch auf eine zehnjährige Garantie, die bei öffentlichen Bauten dieser Größenordnung gesetzlich vorgesehen ist. „So eine Vereinbarung ist tödlich“, sagt Nöckler rundheraus.
LESEN SIE AM DONNERSTAG IN UNSERER PRINT-AUSGABE:
- Ob diese Vergleichsvereinbarung einer gerichtlichen Überprüfung standhalten wird.
- Und: Wie viele Millionen Euro die Gemeinde Sand bereits für das Hallenbad ausgegeben hat.
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