Tornatores Filmessay
„La corrispondenza“ ist weniger ein Spielfilm als ein Essay über Abwesenheit und Präsenz, über Liebe und Ferne, Loslassen und Festhalten.
von Renate Mumelter
Tornatores neuer Film ist für Rezensionen ein problematischer Kunde, weil die Handlung nach Möglichkeit nicht vorweggenommen werden sollte. Schaun wir, ob’s doch geht.
„La corrispondenza“ wurde teilweise in Bozen und Brixen gedreht, in Trient auch und am Lago d’Orta. Einer der Bozner Drehorte befand sich in der Gerbergasse versteckt hinter schwarzer Abdeckung.
Das Geschehen spielt sich zwischen zwei Hauptfiguren ab, einem älteren Mann, Ed Phoerum (Jeremy Irons) und einer jungen Frau, Amy Ryan (Olga Kurylenko). Zwei Dingte verbinden die beiden, die Astrophysik (er Professor, sie Studentin) und eine tiefe Liebe, so wie’s aussieht. Amy und Ed sehen sich selten, skypen und simsen dafür aber andauernd. Eines Tages ist Ed nicht mehr da. Olga versucht, das Rätsel zu lösen. Das Verstörende am Geschehen ist, dass Ed trotz seiner physischen Abwesenheit immer präsent ist. Er begleitet Amy überall hin mit Briefen, Botschaften und Geschenken, unterstützt sie im Studium. Durch seine unerklärliche Abwesenheit stürzt er sie aber auch in tiefe Trauer, verwirrt sie und nervt manchmal, denn Amy ist ganz eng an PC und Smartphone gekettet, um mit dem Abwesenden kommunizieren zu können. Ed ist Stütze und Fessel zugleich, und und der Film fragt, wie präsent ein Mensch sein kann und soll, wenn er physisch nicht da ist.
Tornatores Film leidet sehr an der unangenehmen Synchronisation ins Italienische. Er bietet angenehme, wenn auch nicht umwerfende Musik von Morricone, gutes Spiel und viel Stoff zum Nachdenken. Mitreißend ist er nicht.
La Corrispondenza (I 2015), 116 Min., Regie: Giuseppe Tornatore. Bewertung: Reflexiv, getragen
Was es sonst noch gibt: Unbedingt anzusehen ist „Strings“ eine Bozner Science Fiction Produktion, die mit wenig Mitteln erstaunlich gut gemacht ist (BZ 25/26/28.1), „Chiamatemi Francesco“ (23/24.1) Meran, „Giovanni Segantini“ (BZ), „Corpi“ (BZ 27.1.)
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