„Solidarität geradebiegen“
Der Bozner Bauernbund-Ortsobmann Helmuth Alessandrini über landwirtschaftliche Nachteile des Flughafens – und den Krach von Düsenjets.
TAGESZEITUNG: Herr Alessandrini, in der Vergangenheit zählten Sie zu den schärfsten Kritikern des Flughafenausbaus. Hat das Kompatscher-Konzept Ihre Meinung geändert?
Helmuth Alessandrini: Nein, auf keinen Fall. Das gilt nicht nur für mich persönlich, sehr viele Leute im Bauernbund bezweifeln, dass die Landwirtschaft vom Flughafen profitiert. Für unsere Berufsgruppe ist der Flughafen nicht erfolgversprechend, er bringt nur Nachteile. Da wäre etwa die Umwelt, in Zukunft könnte bei Belastung die Produktsicherheit unserer Erzeugnisse beanstandet werden. Dann gibt es Einschränkungen technischer Natur, die Umgebung des Flugplatzes unterliegt nach einem Ausbau strukturellen Auflagen.
Die Landesregierung argumentiert mit dem Tourismus.
Da sprechen wir von einem Plus von einem Prozent, das steht in keinem Verhältnis zu den Kosten. Aber das ist nicht das einzige Argument: Die Bauern in Bozen, Überetsch, Unterland und Jenesien werden noch Augen und Ohren machen, wenn die Düsenjets kommen, bis jetzt hatten wir ja nur Propellermaschinen. Das gibt einen Riesenkrach, da werden die Touristen nicht bleiben wollen. Der Flughafen bedeutet eine gewaltige Einschränkung und massive Verluste in der Landwirtschaft.
Teilen die übrigen Bezirke des Bauernbundes Ihre Einschätzung?
Je weiter man von Bozen weg ist, desto weniger sieht man das Problem. Das Hemd liegt einem eben näher als der Rock. Hier müssen wir die Solidarität geradebiegen. Während wir uns mit den Flügen beschäftigen, schauen die Wipptaler, Pusterer und Vinschger auf die Gülle, den Abtrieb, die Beiträge. Das ist verständlich, muss sich aber ändern.
Interview: Anton Rainer
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