Die „gekauften“ Ärzte
Im Oktober hatte die TAGESZEITUNG enthüllt, dass das Land den Basisärzten eine Prämie von 289.000 Euro ausbezahlen will, wenn sie die Grippe-Impfquote angehoben werden kann. Im Landtag gab es am Mittwoch ein Nachspiel.
Die Ungläubigkeit in Südtirol war groß, als die TAGESZEITUNG am 31. Oktober vergangenen Jahres enthüllte, dass das Land den Basisärzten eine Prämie von sage und schreibe 289.000 Euro ausbezahlen wolle, wenn es ihnen gelingt, die Impfquote bei der Grippeimpfung von derzeit 36 auf 45 Prozent anzuheben.
Diese Enthüllung hatte am Mittwoch im Südtiroler Landtag ein politisches Nachspiel.
Der Abgeordnete der BürgerUnion, Andreas Pöder, hat einen Antrag eingereicht, in dem er die Abschaffung dieser Prämie forderte.
Andreas Pöder erklärte :
„Es bedarf der Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit über Vorteile und Risiken von Impfungen, jedoch keine Prämien für Hausärzte, damit diese die Patienten zum Impfen überreden. Selbst Mediziner sind sich bei Impfungen nicht einig.“
Die Prämie sei ein gravierender Eingriff in die Entscheidungsfreiheit des Arztes, meinte Brigitte Foppa (Grüne). Die Entscheidung müsse den Familien überlassen werden.
Auch für sie sei eine Prämie nicht nachvollziehbar, erklärte Maria Hochgruber Kuenzer (SVP). Basisärzte seien Vertrauensärzte, und wenn deren Entscheidung von einer Prämie abhänge, werde das Vertrauen beschädigt. Die Gesundheitspolitik sollte einen anderen Weg gehen, um ihre Ziele zu erreichen.
Auch Elena Artioli (Team Autonomie) kritisierte die Prämie. Die Impfung müsse unter die Entscheidungsfreiheit der Familie fallen.
Wenn es stimme, dass es eine solche Prämie gebe, sei das bedenklich, befand auch Myriam Atz Tammerle (Süd-Tiroler Freiheit). Eine Prämie nehme dem Arzt die Unbefangenheit.
Auch die Freiheitlichen unterstützten den Antrag.
Man sei sich einig, dass grundsätzlich mehr für die Prävention zu tun sei, erklärte LR Martha Stocker, und die WHO stufe die Impfung als Prävention ein. Angestrebt werde eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent, wenngleich 95 Prozent wünschenswert seien. Das Prämiensystem gebe es in vielen Bereichen. Allein an Grippe würden 40.000 Menschen jährlich frühzeitig sterben.
Die Ärzte würden durch die Prämie nicht in Gewissenkonflikt kommen, es sei eine Abgeltung für eine Zusatzleistung, vor allem für die Information.
Der genannte Betrag werde nur ausgeschöpft, wenn eine Impfrate von 75 Prozent erreicht werde.
In Südtirol sei die Durchimpfungsrate bei Grippe bei 36 Prozent, in Italien bei 48 Prozent.
Die Impfungsfrage sei zur Glaubensfrage geraten, bemerkte Andreas Pöder, wobei er sich nicht eindeutig dafür oder dagegen aussprechen wolle. Aber eine Prämie stelle die Neutralität des Arztes in Frage. Man müsse seinem Arzt vertrauen können.
Der Antrag wurde schließlich – nach einer Beratung innerhalb der SVP-Fraktion – mit 13 Ja und 17 Nein abgelehnt
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