Der Rückzieher
Generaldirektor Thomas Schael lenkt ein: Er wird seinen Maulkorb-Erlass zurückziehen – und die Disziplinarverfahren gegen zwei Primare einstellen.
Es kam so, wie die TAGESZEITUNG am Samstag in der Print-Ausgabe prophezeit hat:
Thomas Schael ist von der Politik – vom LH und von Landesrätin Martha Stocker – weichgeklopft worden.
Im Morgenmagazin von Rai Südtirol kündigte Thomas Schael am Samstag an, er werde den Maulkorb-Erlass vom Oktober vergangenen Jahres zurückziehen – und auch die beiden Disziplinarverfahren gegen die Primare Reinhold Perkmann und Christian Wiedermann würden eingestellt.
In einer Sitzung mit den Gewerkschaften am Donnerstag wollen Thomas Schael und die Ärztegewerkschaften sich auf einen neuen „Verhaltens-Kodex“ einigen.
Sprich: Es sollen neue Regeln der internen Kommunikation und der Kommunikation nach außen festgelegt werden.
Schael sagte, in Südtirols Sanitätsbetrieb habe sich 10 Jahre lang „Dampf gebildet“, der nun „halt abgelassen“ werde. Das könne er verstehen. Im Unterschied zu seinen Vorgänger(n), ziehe er seine Reform durch. „Wenn man arbeitet, ist man nicht immer der Beliebteste von allen“, so Schael wörtlich.
Es sei Teil seiner Aufgabe, den Druck abzulassen und dafür der Auslöser zu sein.
Der Vertreter der Primare, Hubert Messner, erklärte sich damit einverstanden, einen neuen Verhaltenskodex zu schreiben. Allerdings sagte er, es sei viel Vertrauen verloren gegangen. Primare müssten auch weiterhin die Möglichkeit haben, auf Missstände im Betrieb hinzuweisen, so Messner.
Die Generaldirektion, so der Primar weiter, müsse die Chefärzte auf die Reform-Reise mitnehmen und nicht immer vor vollendete Tatsachen stellen. „Wir wollen mitreden“, sagte Messner.
Thomas Schael sagte dann klar und deutlich:
Sollte der neue Verhaltenskodex beschlossen werden, dann wären die Verfahren gegen die Primare Perkmann und Wiedermann „vom Tisch“.
Somit haben sich die Primare durchgesetzt.
Dass die Politik über Schaels Elefant-im-Porzellanladen-Politik nicht glücklich war, ist bekannt. Im Neujahres-Interview mit TAGESZEITUNG Online hatte LH Arno Kompatscher erklärt, bei Schael sei in Sachen Umgang mit den Mitarbeitern „noch Luft nach oben“. Und auch Martha Stocker war über einige Äußerungen ihres Direktors – wie den unsäglichen Sager über die Billig-Prothesen für alte Menschen – nicht glücklich.
Bleibt nun abzuwarten, ob sich der deutsche „General“ tatsächlich wird zähmen lassen.
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