Carol
Es sehr ist zu hoffen, dass es heute kein Skandal mehr ist, wenn eine Frau eine Frau liebt…ganz sicher bin ich mir aber (leider) nicht.
von Renate Mumelter
Liebe zwischen Frauen oder Männern gab es immer, auch in den 1950er Jahren. Damals musste diese “unnatürliche” und “unmoralische” Liebe allerdings geheim gehalten werden, sonst drohten gesellschaftliche Ächtung und Schlimmeres. Die Schiftstellerin Patricia Highsmith wusste ein Lied davon zu singen.
In ihrem mutigen Roman „Salz und sein Preis“ erzählte sie 1952 von der Liebe zweier Frauen, verständlicherweise unter einem Pseudonym. Das Besondere an der Liebesgeschichte war nicht nur, dass sie von einem Frauenpaar erzählte, sondern vor allem, dass die Geschichte gut ausging. Highsmiths Verlag lehnte damals das Buch ab. Es erschien als Pfennigroman und verkaufte sich gut.
Jetzt, über sechzig Jahre später, ist der amerikanische Regisseur Todd Haynes auf den Stoff aufmerksam geworden und hat ihn mit Superbesetzung auf die Leinwand gebracht. Soweit so gut. Die Haupdarstellerinnen tragen schöne Röcke, Kleider mit enger Taille, gute Schuhe und sie sind ordentlich frisiert. Rooney Mara und Cate Blanchett schauen schön aus und sie spielen überzeugend. Das war’s dann auch schon. Denn die komplexe Highsmith-Geschichte, die auch die McCarthy-Ära beleuchtet, reduziert Haynes auf eine Lesbenstory. Er spekuliert mit der Neugier auf das sexuelle Thema. Mir ist das zu wenig, vor allem, weil lesbische Liebe heute längst kein Problem mehr sein sollte. Nicht nachvollziehbar bleibt auch, warum das Drehbuch viele Details aus der Romanvorlage verändert, den Beruf von Terry zum Beispiel, die eigentlich Kunststudentin ist, Bühnenbildnerin werden will, und als Verkäuferin nur aushilft. Die Bilder in “Carol” sind gleich schön wie die Kleider, fast schon steril, und einbettet ist alles in einen sehr getragenen Erzählrhythmus. Gefühl kommt keins auf.
Carol (GB/USA, 2015), Regie: Todd Haynes, mit Rooney Mara und Cate Blanchett. Bewertung: Ich kann in die Lobeshymnen nicht einstimmen
Was es sonst noch gibt: “Le ricette della signora Toku” von Naomi Kawasi, “Last Shelter” von G.I. Hauzenberger (nur am 13. Jänner)
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