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Mister 700.000 Euro

stiftung vital stocker plörerDie Schließung der Stiftung Vital wird für das Land zu einer teuren Angelegenheit. Ex-Direktor Franz Plörer musste fürstlich entschädigt werden. Und nun sind Mehrkosten von mindestens 280.000 Euro entstanden.

von Artur Oberhofer

Es war eine der ersten Amtshandlungen der neuen Gesundheits-Landesrätin.

Martha Stocker war erst wenige Monate im Amt, als sie im April 2014 das Ende der Stiftung Vital dekretierte. Die offizielle Begründung lautete: „Die Grundausrichtung der Landesregierung ist die, den Bereich der Prävention zu bündeln.“

In Wahrheit musste die Stiftung Vital ihre Tätigkeit einstellen, weil die neuen Verantwortlichen im Sanitäts-Assessorat zu der Ansicht gelangt waren, dass man auf die Arbeit dieser Institution gut und gerne verzichten könne.

Der Stiftung Vital war im Jahr 2005 gegründet worden, als in Südtirol das öffentliche Geld noch aus allen Rohren floss. Böse Zungen behaupten sei jeher, der (Vinschger) Landesrat Richard Theiner und sein (Vinschger) Ressortdirektor Florian Zerzer hätten mit der Stiftung Vital einen Versorgungs-Posten für den Vinschger Franz Plörer geschaffen.

Experten hielten die Stiftung seit jeher für überflüssig, für eine „ente inutile“.

Die Stiftung verfügte über ein stolzes Jahres-Budget von 750.000 Euro. Allein der Direktor, der ehemalige Krankenpfleger und Journalist Franz Plörer, verdiente über 89.000 Euro brutto im Jahr – also so viel wie ein Ressortdirektor beim Land.

Der Stiftungszweck war schwammig formuliert. In den Statuten hieß es, die Stiftung Vital solle Projekte und Tätigkeiten für die ganze Südtiroler Bevölkerung fördern, damit diese eine gesünderes Leben führen könne.

Sinn und Zweck der Stiftung war:

„Sie (die Stiftung) regt Maßnahmen und Initiativen zur Erhaltung der Förderung der Gesundheit an und führt eigenständig gesundheitsfördernde Maßnahmen durch.“

Die Palette der (wenig originellen) Initiativen reichte von „Gesunde Mensa im Kindergarten“ über „Balance statt Burnout“ bis hin zu „Gesund wandern.“

Auch eine „Tut-gut“-Aktion und eine Initiative „Gesunde Pause“ wurden initiiert. „Im Prinzip hat die Stiftung Vital das warme Wasser neu erfunden, denn dass man gesünder lebt, wenn man sich bewegt, das weiß inzwischen jede/r“, so heißt es im Gesundheits-Assessorat.

Zeitweise arbeiteten elf Personen für die Stiftung.

Direktor Franz Plörer, der während seiner Tätigkeit als Chef der Stiftung Vital zwei Masterlehrgänge für Gesundheitserziehung (Universität Perugia) und Public Health (MedUni Graz/Fachhochschule Dornbirn) belegt hat, verdiente in den neun Jahren rund 700.000 Euro brutto.

Verständlich, dass er sich mit Händen und Füßen gegen die Schließung „seiner“ Stiftung zur Wehr und alle Hebel in Bewegung setzte, um die Entscheidung der neuen Eisernen Lady im Assessorat zu torpedieren.

In Medieninterviews erklärte der flexible Vinschger, der früher auch als Buchautor tätig war („Ich habe ihn ja so sehr geliebt. Bekenntnisse von Südtiroler Frauen“) im Frühjahr 2014:

„Für den Fall der effektiven Schließung möchte ich eine triftige Begründung haben, denn das eigentlich Skurrile ist, dass gerade in den letzten Jahren Gesundheitsförderung sehr groß geschrieben wurde im Land (…). Daher glaube ich nicht, dass man uns komplett abschafft.“

Martha Stocker hat die Stiftung Vital komplett abgeschafft, wobei die meisten MitarbeiterInnen in der Privatwirtschaft untergekommen sind.

Drei ehemalige Stiftungs-MitarbeiterInnen sind – nach Auskunft von Landesrätin Martha Stocker – in den Landesdienst übernommen worden, wobei sie aber noch einen Wettbewerb bestreiten müssen.

Die Schließung der Stiftung Vital gestaltete sich nicht ganz problemlos – und wurde schlussendlich zu einem teuren Spaß.

Nach Informationen der TAGESZEITUNG hat Franz Plörer frühzeitig seine Schäfchen ins Trockene gebracht. „Der Kapitän“, so heißt es im Assessorat, „ist als erster von Bord gegangen.“ Franz Plörer habe – zwischen Abfertigungsanzahlung und als Entschädigung für die vom Land nicht eingehaltene Kündigungsfrist – bereits „eine Summe von über 100.000 Euro“ kassiert.

Die Stiftung Vital wurde mit Dekret des Landeshauptmannes vom 23. Mai 2014 formell aufgelöst, doch das Vorhaben der Landesregierung, die Positionen der Stiftung und des Personals mit 1. Juli 2014 direkt auf das Land zu übertragen, erwies sich als nicht gesetzeskonform.

In der Folge musste vom Landesgericht Bozen ein Liquidator ernannt werden.

Der Liquidator Roberto Pallaver trat sein Amt am 12. Juni 2014 an. Pallaver war es denn auch, der die MitarbeiterInnen, die formell noch im Dienst waren, entlassen musste.

Im Gegensatz zu Direktor Franz Plörer, der bis auf rund 15.000 Euro seine gesamten Bezüge und Entschädigungen bereits erhalten hat, warten die meisten MitarbeiterInnen noch auf ihr Geld.

LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE AM DONNERSTAG:

  • Wie viel Geld das Land nun nachschießen muss.
  • Und: Warum die Ex-MitarbeiterInnen der Stiftung nicht gut auf ihren Ex-Chef zu sprechen sind. 
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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