„Infantiles Getue“
Schützen-Chef Elmar Thaler ruft die Bevölkerung zum zivilen Fahnen-Ungehorsam am 7. Jänner auf. Die Südtiroler hätten keinen Grund, die italienische Fahne aufzuhängen.
Der Südtiroler Schützenbund weist die Aufforderung des Regierungskommissariates von Bozen zurück, am 7. Jänner 2016 im ganzen Land die italienische Fahne zu hissen.
„Auf der einen Seite ist es ja erfreulich, dass sich die Tätigkeit des Regierungskommissars mittlerweile darin erschöpft, wenig sinnvolle Fahnenhissungen anzuordnen“, so Landeskommandant Elmar Thaler polemisch.
Das unterstreiche zum anderen, wie unnütz dieses Amt des „Regierungsaufpassers“ sei.
Der Schützen-Chef ruft die Bevölkerung zum zivilen Fahnen-Ungehorsam auf. „Wir Südtiroler haben keinen Grund, die italienische Fahne aufzuhängen. Denn Italien war und ist alleine ein Problem für Südtirol, es war und wird niemals die Lösung sein. Als engagierte Patrioten achten wir die Fahnen und Symbole aller Länder, dies muss aber nicht bedeuten, dass man die Fahne eines fremden Volkes in der eigenen Heimat aufhängen muss – noch dazu, wenn dies von einem römischen ,Aufpasser‘ von oben herab verordnet wird“, so Elmar Thaler.
Der Südtiroler Schützenbund ruft insbesondere die Bürgermeister, an die das Schreiben des Regierungskommissars gerichtet war, dazu auf, die italienischen Fahnen nicht aufzuhängen.
Auch vom Freiheitlichen Pius Leitner liegt nun eine Stellungnahme vor.
Darin heißt es:
„ Egal welche Partei oder welcher Ministerpräsident in Italien gerade regiert und welcher Staatspräsident im Amt ist, wenn es um die Trikolore geht, hört bei allen das Verständnis für unsere Autonomie bzw. dafür auf, dass unsere nationalen Gefühle nicht jenen des Staatsvolkes entsprechen.
Das Fahnendekret von Craxi und der letzte Fahnenstreit unter Berlusconi haben zum Ausdruck gebracht, dass Italien mit der Trikolore seine Probleme zudecken möchte. Wer dem Volk wenig zu bieten hat, beruhigt es mit Symbolen.
Der Staat hat ganz einfach keine Sensibilität gegenüber seinen ethnischen Minderheiten, deren Schutz sogar in der Verfassung verankert ist. Stattdessen wird von den Südtirolern immer wieder die Verneigung vor diesem nationalen Staatssymbol verlangt, was die Gefühle vieler Menschen verletzt.
Der Versuch, mit einem ‘Tag der Trikolore’ am 7. Jänner auch in Südtirol die Zuneigung zum Staat zu erzwingen, kommt einem Geßlerhut gleich.
Es müsste für die SVP und Landeshauptmann Kompatscher mit ihren guten Beziehungen zu Ministerpräsident Renzi doch ein Leichtes sein, für Südtirol zumindest eine Ausnahmeregelung zu erreichen.
Darüber und über die konkrete Abschaffung des Regierungskommissariats, welches in Südtirol über unsere Staatstreue wacht, könnte auch im bevorstehenden Autonomiekonvent diskutiert werden – oder muss man befürchten, dass auch darüber die Trikolore weht?“
Und auch Dietmar Zwerger von der BürgerUnion hat am Mittwoch reagiert.
Er spricht von einer „infantilen und nationalistischen Machtdemonstration eines ohnmächtigen und untergehenden Staatsapparates“
Zwerger schreibt:
„Italien steht am Abgrund und geht nun mit wehenden Fahnen unter.
Die Trikolore an unseren Gebäuden kann jedoch nicht davon ablenken, dass wir keine Italiener sind und auch nie sein werden. Rom kann uns mal und mit Rom die Trikolorepflicht gleich mit.
Der Tag der Republik, die faschistischen Relikte, die Angriffe auf unsere Autonomie, der Aufmarsch der Streitkräfte am 4. November und im Jänner die Aushangspflicht für die Trikolore.
Was zu viel ist, ist zu viel.
Die BürgerUnion wird im Jänner einen Begehrensantrag mit dem Ziel der Annulierung dieser nationalistischen Fahnenregelung einbringen. Kurzfristig werden wir versuchen, die Regelung zu kippen, langfristig streben wir die Loslösung von diesem Staat und die Bildung der Freien Europaregion Tirol an. Dann können wir die Trikolore endgültig von unseren öffentlichen Gebäuden nehmen und aus unserem Gedächtnis streichen.“
Auch die Süd-Tiroler Freiheit reagiert auf die Fahnen-Polemik. Werner Thaler schreibt in einer Aussendung:
Die Bewegung Süd-Tiroler Freiheit wiederholt ihren Protest gegen die Pflicht zur Aushängung der Trikolore in Süd-TiSüd-Tirol hegt keine Gemeinsamkeiten mit dieser Fahne“, so das Leitungsmitglied der Süd-Tiroler Freiheit, Werner Thaler. Die Trikolore weht in Süd-Tirol gegen den Willen der Süd-Tiroler, sie ist das Zeichen der Fremdbestimmung des südlichen Tirol.
Die Süd-Tiroler Freiheit spricht erneut von einer nationalistischen Gebärde des Staates Italien. Die jährliche Fahnenanordnung am 7. Jänner des italienischen Regierungskommissariates lässt jeden Respekt vor der Geschichte Süd-Tirols vermissen und zeugt von einer imperialistischen Geisteshaltung, der es sich mit Vehemenz zu widersetzen gilt.
Die Süd-Tiroler Freiheit fordert die Landesregierung daher auf, umgehend beim Regierungskommissariat gegen diese Nötigung zu intervenieren und appelliert an die Bürgermeister und Vertreter des Landes, morgen keinesfalls die italienische Trikolore an den öffentlichen Gebäuden zu hissen!
Seitdem Süd-Tirol Italien zugeschlagen wurde, muss es sich mit Problemen auseinandersetzen, die es ohne Italien nicht hätte. Seit nunmehr bald 100 Jahren ist Süd-Tirol auch immer beschäftigt, das Chaos zu beseitigen, das Italien dem Land einbrockt. Durch diesen Umstand wird Süd-Tirol in eine permanent defensive Haltung gedrängt, die einer positiven Entwicklung des Landes entgegensteht. Das kostet nicht nur Geld, sondern auch politische Energie und Kraft, die man besser in Soziales, Kulturelles usw. investieren könnte!
Bereits Mehrfach hat sich die Süd-Tiroler Freiheit dafür eingesetzt, dass die Landesregierung bei der Regierung in Rom interveniert, damit das Gesetz vom 5. Februar 1998, Nr. 22 sowie das Dekret des Präsidenten der Republik vom 7. April 2000, Nr. 121 insofern modifiziert wird, als dass für Süd-Tirol eine eigenständige Regelung zur Fahnenaushängung festgelegt werden kann.
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