Geht der Luis?
Der Bozner SVP-Größe Luis Walcher denkt über einen Ausstieg aus der Gemeindepolitik nach. Bei dem radikalen Wandel, der bei der Volkspartei notwendig sei, müsse er nicht unbedingt dabei sein, sagt er.
Von Thomas Vikoler
Eine Abschiedsankündigung klingt anders. Luis Walcher will sich nicht mit dem Satz zitieren lassen: „Bei den nächsten Gemeinderatswahlen trete ich nicht mehr an. Meine Zeit als Gemeindepolitiker ist vorbei, meine Lebensplanung ist eine andere“. Derartige Aussagen tätigte der bisherige Bozner Gemeinderatspräsident (bis zur Auflösung des Gemeinderats Ende September) in den vergangenen mehrfach, allerdings nicht offiziell.
Und so kann man vorerst nur sagen: Luis Walcher denkt über einen Ausstieg aus der Gemeindepolitik nach. „Ich überlege und warte die Ausarbeitung des Wahlprogramms der Volkspartei ab, an der ich als Mitglied der Arbeitsgruppe mitwirken werde“, sagt Walcher.
Die Zeichen stehen aber auf Ausstieg, der Bauernvertreter dürfte bei den Wahlen im Frühjahr nicht mehr antreten. Schließlich ist er kein „Berufspolitiker“, wie er betont. Aber immerhin eine Art Grieser Bürgermeister. Die deutschsprachigen Bewohner der vormals eigenen Gemeinde im Westen von Bozen wenden sich zuerst an ihn, bevor sie an die Gemeinde einen Bauantrag stellten. Er ist schließlich weiterhin Mitglied der Baukommission.
Die Popularität des Bauern und Feuerwehrmanns schlug sich im Wahlergebnis bei den Wahlen im Mai nieder. 1.118 Vorzugsstimmen, nicht viel weniger als SVP-Spitzenkandidat Klaus Ladinser mit 1.398 Stimmen. Walcher hatte die Bauern-Stimmen erfolgreich auf sein Konto gelenkt.
Stadtrat wurde Walcher – und das ist wohl das größte Dilemma seiner lokalpolitischen Karriere – am Ende doch nicht. Jedes Mal stand ihm dabei etwas im Wege, vornehmlich die Frauenquote. Er wurde zweimal Gemeinderatspräsident, zuletzt war er auch SVP-Fraktionssprecher in Personalunion. Aber nie Stadtrat.
Der Umstand dürfte bei Walcher zu einer gewissen Resignation geführt haben. Aber einstweilen bleibt er auf dem politischen Feld. Der Grieser Bürgermeister ist ein entschiedener Verfechter eines eigenen SVP-Bürgermeisterkandidaten bei den nächsten Wahlen. Diesbezüglich erwartet er sich in den nächsten Wochen einen erheblichen Druck des PD aus Rom, möglicherweise durch Parteichef Matteo Renzi höchstpersönlich. Die SVP sollte demnach auf eine eigene BM-Kandidatur verzichten und den PD-Vertreter im ersten Wahlgang unterstützen.
Er, Walcher, selbst als SVP-Bürgermeisterkandidat?
„Der Stadtobmann hat mich bisher nicht gefragt“, lautet die schnippische Antwort. Es ist kein Geheimnis, dass er wenig vom soften Kurs von Dieter Steger hält. Walcher ist der Überzeugung, dass es bei der Volkpartei in Bozen eine „radikale Wende“ brauche, um bei den Wahlen erfolgreich zu sein. Er stellt sich aber auch die Frage, ob er diese als „Alter“ mitmachen müsse. „Nicht unbedingt“, bemerkt Walcher.
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