Südtirols Sterne
Das Planetarium Südtirol darf erstmals ein Exo-Planetensystem benennen. Aus über 182 Ländern setzten sich die Gummerer Sternengucker als Sieger durch.
Nun stehen sie also fest – die Namen für 19 “ExoSysteme” (14 Sterne und 31 Exoplaneten in einer Umlaufbahn um diese Sterne), die im Rahmen des von der Internationalen Astronomischen Union ausgeschriebenen Wettbewerbs “NameExoWorld” nun offiziell anerkannt werden. Über eine halbe Million Stimmen aus 182 Ländern sind für die Namensvorschläge dieser fremden Welten um weit entfernte Sterne eingegangen.
Und das Planetarium Südtirol setzt sich als einer der Sieger durch.
Der im Januar 2015 von der IAU lancierte Wettbewerb „NameExoWorlds“ stellte dabei die erste Gelegenheit für die Öffentlichkeit dar, selbst zu bestimmen, wie die Planeten heißen sollen, die um fremde Sterne kreisen (Exoplaneten).
Aus diesen Vorschlägen durfte die Öffentlichkeit mittels einer Online-Abstimmung den Favoriten für die jeweiligen Systeme wählen. Diese Abstimmung fand am 31. Oktober 2015 ihr Ende, bei der 573.242 Stimmen für 19 Systeme – 31 Exoplaneten und 14 Sterne – eingegangen sind.
Die vom Planetarium Südtirol eingereichte Namen für das System PSR 1257+12 setzten sich dabei mit 2305 eingegangenen Stimmen als einer der Gewinner durch. Diese Namen sind nun von der astronomischen Gemeinschaft offiziell anerkannt und dürfen neben der bereits bestehenden Katalogsbezeichnung verwendet werden. Als Preis wird dem Planetarium Südtirol eine Gedenktafel für seinen Beitrag zur Astronomie verliehen.
Darüber hinaus darf es einen Kleinkörper im Sonnensystem benennen.
Die Siegervorschläge kamen aus allen Ecken und Länder der Erde – 6 aus Europa (Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien, Schweiz), 6 aus dem asiatisch-pazifischen Raum (Australien, Japan, Thailand), 4 aus Nordamerika (USA, Kanada), 2 aus dem Mittleren Osten und Afrika (Marokko und Syrien) und 1 aus Südamerika (Mexiko).
Die neu angenommenen Bezeichnungen tragen die Namen mythologischen Figuren aus einer Vielzahl von Kulturen quer durch die Geschichte der Menschheit, berühmter Wissenschaftler, fiktiver Charaktere und alter Städte.
Die Namen des Planetarium Südtirol beziehen sich auf das System PSR 1257+12. Der Zentralstern dieses Systems ist ein Pulsar, ein schnell rotierender Neutronenstern, der von drei Planeten umkreist wird. Es handelt sich hierbei um die ersten drei Planeten, die außerhalb unseres eigenen Sonnensystems entdeckt wurden.
Da Neutronensterne das Ergebnis einer Sternenxplosion – einer Supernova – sind, war unklar, wie aus so einem zerstörerischen Ereignis überhaupt Planeten in der Umlaufbahn eines Pulsars entstehen konnten. Es stellt sich die Frage, ob sie dort schon vor der Supernova existierten (und wenn ja, wie haben sie diese überstanden?), oder ob sie aus den Trümmern der Sternexplosion entstanden.
Auf die ungeklärte Herkunft und die ereignisreiche Vergangenheit des Systems basieren auch die Namensvorschläge des Planetarium Südtirol:
Vorschlag 1: Lich – eine fiktive untote Kreatur, die mittels Magie Macht über andere untote Kreaturen ausübt. Pulsare sind das Überbleibsel einer Supernova Explosion und keine „lebende Sterne“ mehr, sondern die toten Überreste eines einst massereichen Sterns. Doch obwohl sie tot sind leuchten sie noch immer – sie sind gewissermaßen „untote“ bzw. Zombie-Sterne und üben Macht auf die sie umkreisenden Planeten aus.
Vorschlag 2: Draugr – Die Draugr sind Kreaturen aus der altnordischen Mythologie. Übersetzt bedeutet Draugr in etwa so viel wie „Wieder-Geher“, bezeichnet also wiederum eine untote Gestalt. Die Theorie der Planetenentstehung verlangt, dass die Planeten um einen Pulsar in einer zweiten Phase der Planetenentstehung entstanden sind. Gewissermaßen haben sich die Exoplaneten um den Pulsar vermutlich aus den Überresten der vormaligen Planeten gebildet, die aber durch die Supernova Explosion zerstört wurden. In anderen Worten sind also die aktuellen Planeten die „Wieder-Geher“ der einstigen Planeten.
Vorschlag 3: Poltergeist – ein übernatürliches Wesen, welches sich durch physische Störungen bemerkbar macht. Die Exoplaneten um PSR 1257+12 wurden nicht direkt sondern indirekt entdeckt. Die Pulse des Pulsars kamen mit regelmäßigen Verzögerungen an, welche die WissenschaftlerInnen darauf hinwiesen, dass er von zwei Trabanten begleitet wird, welche diese Variationen verursachen. Ähnlich wie der Planet, macht sich auch das Fantasiewesen „Poltergeist“ nicht direkt bemerkbar sondern durch physische Störungen. Obwohl also der Poltergeist/Exoplanet für das Auge unsichtbar ist, kann er anhand seines Einflusses auf seine Umgebung wahrgenommen werden.
Vorschlag 4: Phobetor – der griechische Gott der Alpträume und Sohn der Nyx, der Göttin der Nacht. Die Entdeckung von Exoplaneten um Pulsare kam völlig unerwartet. Niemand konnte sich die Existenz von Planeten um einen toten Stern, einer schauerlichen und alptraumhaften Gegend, vorstellen.
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