Der erste LH
Südtirols Landeshauptmanns Karl Erckert wurde am Dienstag anlässlich dessen 60. Todestages mit einer Tagung im Palais Widmann gedacht.
Vier Historiker durchleuchteten dabei aus verschiedenen Perspektiven das Leben und Wirken Karl Erckerts. Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrätin Martha Stocker würdigten die Aufbauarbeit des im Amt verstorbenen ersten Südtiroler Landeshauptmanns.
„Wenn Silvius Magnago das Haus der Autonomie aufgebaut und Luis Durnwalder dieses Gebäude wohnlich eingerichtet hat, dann war Karl Erckert wohl der Landeshauptmann, der das Grundstück für das Haus Autonomie ausfindig machen und dabei mit einer gemeinsamen Wohnung mit den Trentiner Nachbarn vorlieb nehmen musste“, mit diesen Worten ordnete Landeshauptmann Arno Kompatscher das autonomiepolitische Schaffen des ersten Landeshauptmanns von Südtirols, Karl Erckert, ein.
Der am 2. Juni 1894 in Meran als Sohn des Leiters der Meraner Stadtgärtnerei geborene Karl Erckert zog bei den ersten Regionalratswahlen am 28. November 1948 für die Südtiroler Volkspartei in den Regionalrat Trentino-Südtirol und damit gleichzeitig in den Südtiroler Landtag ein. Der Südtiroler Landtag wählte Erckert dann am 20. Dezember 1948 zum ersten Südtiroler Landeshauptmann.
Am 15. Dezember 1955 verstarb Karl Erckert unerwartet während einer Sitzung der Landesregierung. Sein Todestag jährte sich somit heute zum 60. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltete die Landesabteilung Präsidum im Palais Widmann in Bozen eine historische Tagung.
Für eine Kultur des Erinnerns und eine Kultur der Dankbarkeit sprach sich zum Auftakt der Tagung Landesrätin Martha Stocker aus. „Verantwortung und Pflichterfüllung waren das Leitmotiv des ersten Landeshauptmanns“, so Landesrätin Stocker, sie sprach von einer Persönlichkeit, die nicht nur Südtirols Weg in die Demokratie geebnet hat, sondern bereits in der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkriegs ein wichtiger Akteur in Südtirols Politik war.
Leben und Wirken wurden dann von den Historikern Hans Heiss, Stefan Lechner, Andrea di Michele und Eva Pfanzelter aus verschiendenen Blickwinkeln unter die Lupe genommen.
Während Hans Heiss über die biografischen Prägungen der Generation Erckert sprach, blickte Stefan Lechner auf die politischen Lebensstationen Erckerts, Option, Wertfestsetzungskommission und Rückoption, zurück. Andrea di Michele leuchtete die Jahrzehnte von 1918 bis 1948 aus und Eva Pfanzelter sprach über das Kriegsende.
Anschließend zeichnete Karlheinz Erckert ein persönliches Bild seines Vaters als Mensch und Politiker.
Von einem Mittler zwischen Diktatur und Demokratie, der aber auch für Kontinuität zwischen Diktatur und Demokratie stehe, sprach zum Abschluss der Tagung Landeshauptmann Arno Kompatscher, ebenso von einem Ausdruck der Ambivalenz und des klassischen Südtiroler Kompromisses, der die Nachkriegszeit geprägt habe.
„Erckert hat als erster demokratisch gewählter Landeshauptmann Südtirols Wegmarken gesetzt. Die Mittlerfunktion zwischen Dableibern und Optanten sowie zwischen den Systemen sind sein Verdienst. Für uns dient Landeshauptmann Erckerts politische Laufbahn aber auch als Beispiel dafür, dass Geschichte nicht nur Schwarz oder Weiß ist, sondern aus Grautönen besteht. Diese Grautöne einzuordnen ist die Herausforderung, der wir uns beim Blick auf unsere Geschichte, aber auch in unserem täglichen Handeln stellen müssen“, so Landeshauptmann Kompatscher.
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