Die Airport-Gegnerin
Als Gastwirtin hätte man sie auf der Seite der Flughafen-Befürworter vermutet – doch Myriam Atz Tammerle, Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, kann dem Airport Bozen überhaupt nichts abgewinnen. Ihre Gründe.
Tageszeitung: Frau Atz Tammerle, die Süd-Tiroler Freiheit hat sich offiziell gegen das Konzept für den Flughafen Bozen ausgesprochen. Sie selbst sind Gastwirtin und würden womöglich vom Airport profitieren. Warum sind Sie dagegen?
Myriam Atz Tammerle: In unmittelbarer Nähe von knapp 120 Kilometern gibt es bereits gut funktionierende Flughäfen in Verona und in Innsbruck. Und der Flughafen Bozen würde laut Konzept genau dieselben Flüge anbieten. Warum muss Südtirol einen eigenen Flughafen ausbauen, wenn man auch die Anbindungen zu den bereits bestehenden und funktionierenden Flughäfen ausbauen kann?
Unter anderem ist die Rede von einer Steigerung der Gästezahlen. Viele Touristen würden dort bleiben, wo sie landen…
Wie wir uns selbst gezielt für gewisse Urlaubsorte entscheiden, ist es auch umgekehrt so. Die Gäste entscheiden sich bewusst für Südtirol und suchen die beste Route, um hierher zu gelangen – gleich ob über Verona oder Innsbruck. Südtirol hat andere Qualitäten und Eigenheiten – und diese gilt es auszunützen. Sie können aber nur bekannt gemacht werden, wenn man sie dementsprechend vermarktet. Deshalb muss sich Südtirol über die Flughäfen Verona und Innsbruck vermarkten, ohne viele Steuergelder für einen eigenen Flughafen zu verwenden. Was es bereits gibt, muss man einfach effizienter nutzen.
Sind Kollegen aus dem Gastgewerbe auch Ihrer Meinung?
Ja – man kann nicht sagen, dass alle Touristiker gleich denken. Gerade für die Gastbetriebe in der Peripherie stellt sich die Frage, wie die Gäste von Bozen über die anderen Städte in den ländlichen Raum gelangen sollen. In vielen Gebieten sind die Busverbindungen mangelhaft. Besonders Klein- und Mittelbetriebe haben nicht die Kapazitäten, um ihre Gäste von überall abzuholen. Deshalb ist es notwendig, ein Gesamtkonzept auszuarbeiten, damit die Gäste von Bozen direkt in die Hotels kommen. Und dann geht der Gedanke noch weiter…
Bitte!
Die Gäste wollen täglich etwas unternehmen. Deshalb muss die ganze Infrastruktur zwischen Bahn, Seilbahn und Bus abgedeckt sein. Auch andere Touristiker sind der Meinung, dass die Anbindung an Verona und Innsbruck verstärkt werden soll und man die Steuergelder besser für eine verbesserte Infrastruktur im Land einsetzen sollte. Das würde die Qualität enorm anheben, Südtirol würde aber das Land bleiben, das es jetzt ist.
Arno Kompatscher will die öffentliche Finanzierung einstellen, falls bis 2022 nicht 170.000 Passagiere pro Jahr gezählt werden. Kein verlockender Kompromiss?
Schon bei der Diskussion im Landtag hat man gesehen, dass Grundsatzversprechen der früheren Landesregierung – etwa bezüglich maximal fünf Flügen pro Tag – von der jetzigen Regierung über den Haufen geworfen worden sind. Das Gleiche könnte uns auch 2022 mit einer neuen Landesregierung wieder passieren. Zudem: 170.000 Passagiere bedeuten viele Flüge. Laut Konzept wären es bis zu neun Flugzeuge pro Stunde, die über unseren Köpfen hinwegrauschen würden, was in meinen Augen unsere Lebensqualität in Frage stellt.
Interview: Heinrich Schwarz
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