„Jagd ist nicht Spaß“
Bei der Verleihung der Diplome an die neuen JägerInnen ging es um die Jagd ohne Ehrfurcht und um die ethisch korrekte Einstellung zur Jagd.
Ein Nachdenken über die Jagd bildete am Mittwoch Abend den Auftakt der schlichten Feierstunde für die frisch diplomierten Jägerinnen und Jäger in der Forstschule Latemar oberhalb von Welschnofen. Doch nicht nur die Diplomfeier war neu: Auch die Jägerprüfung wurde heuer in neuer Form abgenommen.
„Jägerinnen und Jäger“, sagte Landesrat Arnold Schuler, „sind in erster Linie Heger und Pfleger“.
Die Ausübung der Jagd ist Verantwortung und Auftrag, Jäger sind Naturexperten und Naturschützer und Partner der Land- und Forstwirtschaft. Diese Einstellung gelte es auch nach außen zu vermitteln, um eine positive Stimmung der Jagd gegenüber zu erzeugen.
Die Befähigungsnachweise werden seit diesem Jahr laufend verschickt, um den Antrag um den Jagdgewehrschein nicht zu verzögern. 101 Männer und 23 Frauen haben in diesem Jahr die Jagdbefähigung erlangt; rund 40 neu diplomierte Jägerinnen und Jäger haben an der Feier mit Fachvortrag in der Forstschule Latemar mit Landesjägermeister Berthold Marx, Abteilungsdirektor Paul Profanter und den Mitgliedern der Prüfungskommission teilgenommen.
Anliegen der neu konzipierten Prüfung ist es, die Vorbereitung der Jäger und Jägerinnen zu verbessern und auch praxisnäher zu gestalten. Mit dem schriftlichen Quiz und den vorab veröffentlichten Fragen, unterstrich der geschäftsführende Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei Andreas Agreiter, sei ein fairer Modus gefunden worden; die mündlich-praktische Prüfung ist geblieben, weil Waffenhandhabung, Wildtiererkennung oder Spurenlesen nicht mit einem Quiz abgefragt werden können. Ein Praktikum in einem Revier oder ein Kurs für Jungjäger sind ein zusätzliches Angebot und bieten die Gelegenheit, gut für die Jägerei gerüstet zu sein.
„Jagd ohne Ehrfurcht und ethisch korrekte Einstellung ist nicht zukunftsfähig“, mahnte Wildbiologe Paolo Molinari in seinem einstündigen Vortrag „Weidwerk heute: Was will der Jäger? Was die Gesellschaft?“ an.
Die Jagd, führte er aus, habe viele dunkle Seiten, die bewältigt werden müssten, aber auch viele positive, auf denen Jungjäger aufbauen können und die nach außen kommuniziert werden sollten. „Die Jagd muss gut ausgeführt werden“, appellierte er an die Jungjägerinnen und Jungjäger. So solle sich die Jagd etwa nicht auf Trophäenjagd beschränken; in der Dämmerung und in der Nacht und mit unerlaubten Hilfsmitteln wie Lichtquellen und Nachtsichtgeräten dürfe nicht geschossen werden, ein Schuss müsse immer sicher angebracht werden. „Jagd ist nicht Spaß oder Spiel oder ein Hobby“, unterstrich der Wildbiologe, der selber Jäger ist: „Im Mittelpunkt der Jagd sollen Ziele wie Erhaltung von Lebensräumen und Wildbeständen stehen“.
Zur Jägerprüfung sind in diesem Jahr insgesamt 390 Kandidaten und Kandidatinnen angetreten, legte Abteilungsdirektor Paul Profanter dar: 284 Kandidaten und Kandidatinnen haben die Theorieprüfung abgelegt, bestanden haben das Quiz 245 (89 Prozent). Mündlich positiv abgeschnitten haben 211 (84 Prozent), davon hatten bereits 76 die Schießprüfung der Vorjahre positiv bewältigt. Den theoretischen Teil haben insgesamt 74 Prozent bestanden; davon sind acht Kandidaten zur Zusatzprüfung (nur mündlich) angetreten, sechs von ihnen erfolgreich. Der Schießprüfung gestellt haben sich 106 Kandidatinnen und Kandidaten, bestanden haben 71, das entspricht 67 Prozent. 56 Prüfungsabsolventen haben den Jungjäger-Praxiskurs besucht, 68 Prüfungsabsolventen haben das Revierpraktikum absolviert.
145 Reviere kraft Gesetzes gibt es in Südtirol, dazu kommen 51 Eigenjagden. Im vergangenen Jahr wurden in Südtirol 6054 aktive Jäger und Jägerinnen gezählt, fünf Prozent davon sind weiblich. Die Zahl ist ständig angestiegen: von 5169 Jägern vor 20 Jahren auf 6002 vor zehn Jahren. Jedem Jäger bzw. jeder Jägerin stehen durchschnittlich 100 Hektar Jagdfläche zur Verfügung.
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