Heiliger Bürokratius
Heiliger Bürokratius, bitt für uns! Die ehemalige Friedensrichterin von Schlanders Marlies Christanell hat mit der Verwaltung der SAD Erfahrungen der absurden Art gemacht.
Von Heinrich Schwazer
Eigentlich fehlt nur noch Mister Bean in dieser Geschichte, dann wäre die Verwirrung wenigstens lustig. Wer jedoch einmal mit der Gewohnheit der Bürokratie, sich hinter Regeln zu verstecken, Bekanntschaft geschlossen hat, fühlt sich sehr schnell selbst als Mister Bean – oder als Hiob, dem Gott zahllose Prüfungen auferlegt.
Die folgende Geschichte verdient es, ausführlich erzählt zu werden.
Am 21. Juli dieses Jahres lädt Marlies Christanell vorsichthalber ihren Südtirol-Pass mit 20 Euro auf, obwohl noch einiges an Guthaben auf der Karte war. Drei Tage später, am 24. Juli um 10.22 Uhr erhält sie per SMS die Mitteilung: „Das Guthaben ihres Südtirol-Passes beträgt -0,72 Euro. Ihr Pass wird nicht mehr akzeptiert, bis er wieder aufgeladen wird.“
Das kam Christanell spanisch vor, da sie in den drei Tagen kaum mit dem Zug gefahren war. Sie lud die Karte nicht sofort auf, sondern wollte sich zunächst am Bahnhof Meran über den mysteriösen Schuldenstand erkundigen.
Eigentlich wollte sie am Schalter nur erfahren, wie oft sie vom 21. bis 24. Juli von Meran nach Schlanders und zurück gefahren war, doch was sie danach erlebte, war St. Bürokratius pur und es war der Beginn ihrer wundersamen Schuldenvermehrung bei der SAD. „Der Beamte“, so Christanell, „sagte: Ich kann ihnen nicht sagen, wie oft sie gefahren sind. Ich kann ihnen nur sagen, dass ein Kilometer Fahrt 0,08 Cent kostet und sie mit 6 Euro im Minus sind.“
Ein Rätsel. Aus -0,72 Euro waren plötzlich -6 Euro geworden.
Aufklären konnte der Beamte sie nicht, aber er gab ihr zwei Telefonnummern, bei denen sie sich erkundigen könnte. Der Anruf bei der Grünen Nummer brachte jedoch keine Aufklärung, sondern das Gegenteil davon: Heillose Verwirrung.
Folgendermaßen verlief der Telefondialog: „Können Sie mir bitte sagen, wie oft ich vom 21. bis 23. Juli von Meran nach Schlanders gefahren bin?“ Antwort: „Nana, das geht nicht.“ Frage: „Warum nicht?“ Antwort: „Privacy“. Frage: „Aber ich möchte nur wissen, wie viele Fahrten ich selbst gemacht habe.“ Antwort: „Geht nicht. Das sind hochsensible Daten, die dürfen wir nicht weitergeben. Wenn ich das tue, werde ich entlassen.“
WIE DIE GESCHICHTE WEITERGEHT, LESEN SIE AM MITTWOCH IN DER PRINT-AUSGABE.
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