Mein Kaffee mit Salvini
Alt-LH Luis Durnwalder im Interview: Über sein Treffen mit Lega-Chef Matteo Salvini, mögliche Allianzen für die Gemeindewahlen – und über seine Ratschläge, die bei den SVP-Granden nicht mehr gefragt sind.
TAGESZEITUNG Online: Herr Alt-Landeshauptmann, Sie haben sich jüngst im Laurin mit Lega-Chef Matteo Salvini getroffen. Schmieden Sie bereits neue Allianzen für die Bozner Gemeindewahlen?
Luis Durnwalder: Nein! (lacht) Das ist so gewesen: Matteo Salvini war am Donnerstag in Bozen. Und da hat man mir gesagt, dass er mich gerne kennenlernen würde. Ich habe ihm geantwortet, dass wir uns gerne privat zu einem Kaffee treffen können. Im Laurin haben wir dann ein wenig geplaudert. Er hat mir von der Politik in Rom erzählt und sein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der SVP bekundet. Die SVP und die Lega, so sagte mir Salvini bei dem Treffen, seien regionale Parteien, die sich für die größtmögliche Eigenständigkeit der einzelnen Regionen einsetzen. Zudem zeigte er sich überzeugt, dass die aktuelle Regierung den Regionen sehr viel weggenommen habe. Salvini hat mir zugesichert, dass er sich stark zur Autonomie bekennt und auf eine gute Zusammenarbeit hofft.
Glauben Sie denn, dass es zu einer Allianz zwischen Lega und SVP kommen kann?
Salvini hat von mir keinerlei Zusicherungen verlangt, weder zu irgendwelchen Allianzen noch zu anderen Formen der Zusammenarbeit. Er hat gesagt, dass er es schätze, was wir hier geleistet haben und hoffe, dass wir gut zusammenarbeiten werden. Es war ein ungezwungenes, privates Treffen.
Wie würden Sie Salvini denn beschreiben?
In Italien kommt es auf allen Ebenen zu einer Verjüngung der Politik. Diese jungen Politiker – Salvini, Renzi usw. – wissen, was sie wollen. Sie agieren schnell, innovativ, reden frei und gehen auf die Leute zu. Sie können die Menschen begeistern, sind unkompliziert und wirken nicht abgehoben. Mein Eindruck von Salvini ist der: Er ist ein Realist, der – wie es in der Politik so üblich ist – die Zeichen der Zeit erkannt hat. Er ist ein Optimist, was seine Politik betrifft, und ein Pessimist, was die Politik der anderen Parteien betrifft. Er profitiert sicher von der gegenwärtigen Situation, von den großen Themen wie Terrorimus und Flucht. Ich habe ihm aber auch klar gesagt, dass wir hier keine allzu großen Probleme haben. Die meisten Menschen, die nach Südtirol kommen, wollen in den Norden weiterreisen.
Soll die SVP in Bozen blockfrei antreten – oder bei der Koalition mit dem PD bleiben?
Es steht mir nicht zu, das zu entscheiden. Darüber müssen die zuständigen Gremien befinden. Die SVP ist soweit mit dem PD ganz gut gefahren – und ich kann mir gut vorstellen, dass es auch im Frühjahr wieder in diese Richtung gehen wird. Allerdings hängt das alles von den Personen und den Programmen ab. Das wird kein leichter Weg. Ich bin aber überzeugt, dass die Partei am Ende die richtige Entscheidung treffen und die richtigen Verbindungen eingehen wird.
Sie stehen der SVP dabei als Ratgeber zur Seite?
Ich glaube, dass mein Rat nicht gefragt wird – und nicht gefragt ist. Ich habe das Gefühl, dass mittlerweile so viele Ratgeber da sind … Ich werde sicher immer meine konkrete Meinung sagen. Aber ich habe kein Mandat mehr, das es mir erlauben würde, Entscheidungen zu treffen. Und das wollen sie auch nicht. Die Entscheidungen sollen diejenigen treffen, die in den Gremien sitzen. Ich bin überzeugt, dass sie die auch die richtigen Entscheidungen treffen werden. Allerdings ist die Partei gut beraten, wenn sie – was die Verbindungen betrifft – noch abwartet und sich nicht von vorneherein in ein bestimmtes Lager einordnet.
Interview: Matthias Kofler
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