„Eine Einschüchterung“
Christoph Franceschini und die Edition Raetia verschieben die Veröffentlichung des Buches „Bankomat. Die Millionenverluste der Südtiroler Sparkasse“ – weil die Bank über Spitzenanwälte mit einer Klage droht.
Am 3. Dezember wollte Buchautor und Journalist Christoph Franceschini sein neues Buch „Bankomat. Die Millionenverluste der Südtiroler Sparkasse“ vorstellen. Doch die Sparkasse macht – laut dem Verlag Edition Raetia – seit Monaten Druck auf Franceschini, sodass es jetzt zu einer Verschiebung der Veröffentlichung kommt.
„Die Einschüchterungsversuche haben ihren ersten Höhepunkt am 30. September 2015. An diesem Tag hat der Verwaltungsrat der Sparkasse gegen Christoph Franceschini Strafanzeige bei der Bozner Staatsanwaltschaft eingereicht. Das Verfahren ist anhängig“, so der Verlag.
Vergangene Woche habe die Sparkasse die international tätige Anwaltssozietät Clifford Chance mit weiteren rechtlichen Schritten beauftragt.
Am Montag, 30. November 2015 schließlich habe das Mailänder Clifford-Chance-Büro dem Autor und dem Verlag eine formalrechtliche Abmahnung (diffida) zugestellt.
„Die Sparkassen-Anwälte kündigen darin strafrechtliche und zivilrechtliche Schritte an, sollte das Buch während der laufenden Kapitalerhöhung der Sparkasse erscheinen, welche bis zum 11. Dezember um 16.00 Uhr läuft. Die Abmahnung betrifft somit die bereits geplanten und angekündigten Buchvorstellungen am 3. Dezember in Bozen und am 10. Dezember in Meran“, heißt es von der Edition Raetia.
Der Verlag erklärt weiters:
„Die Anwälte der Sparkasse führen als Begründung für diese drastische Vorgangsweise an, dass das Erscheinen des Buches bei den potenziellen Investoren ‚zu Verunsicherung‘ führen könnte.
Diese Vorgangsweise der amtierenden Sparkassenspitze ist ein für Südtirol einmaliger Einschüchterungsversuch. Autor und Verlag werten dies als einen klaren Anschlag auf die Presse- und Meinungsfreiheit, der noch schwerer durch die Tatsache wiegt, dass es ein Präventivschlag ist. Bisher ist noch kein Satz aus dem Buch veröffentlicht worden.
Vor diesem Bedrohungsszenario haben Autor und Verlag entschieden, das Erscheinen und die Präsentation des Buches ‚Bankomat‘ um acht Tage zu verschieben. Die Verschiebung soll vor den im Schreiben angedrohten Rechtsstreitigkeiten schützen, denn zum Unterschied zur Sparkassenspitze zahlen Autor und Verlag die Kosten für ihre Rechtsanwälte aus der eigenen Tasche.
Der Schritt erfolgt vor allem aus Respekt vor der Institution Sparkasse und ihren über 24.000 Kleinaktionären, die aufgrund der Umstände, die im Buch detailliert dargestellt werden, sehr viel Geld verloren haben.“
Verlag und Autor behalten sich nun ihrerseits vor, „gegen die Sparkasse und ihre Führung rechtliche Schritte wegen Ruf- und Geschäftsschädigung einzuleiten“.
Die Präsentation des Buches soll nun am 11. Dezember in Bozen erfolgen. Und zwar um 16.01 Uhr, also eine Minute nach Ende der Kapitalerhöhung.
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