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Verpulvert

In Zeiten von veganer Ernährung und belebtem Trinkwasser kommt auch die „klassische“ Beschneiung aus der Mode. Warum nicht nur die Plose „elektrosmogfrei“ gezuckert wird.

Von Anton Rainer

Zu jedem Winter gehört auch ein bisschen Magie. Das gilt für Weihnachtswunder, Hüttenzauber – und besonders pulvrigen Schnee.

Darauf spezialisiert hat sich die steirische Beschneiungs-Firma ERSO Technology, die auf ihrer Webseite interessierten Skigebieten geradezu unglaubliche Effekte anpreist: Wer seine Schneekanonen mit ERSO-Technologie ausrüstet, erhalte dadurch eine „vitalisierte“, „belebte“ und „entstörte“ weiße Pracht, die bei deutlich geringerem Strom- und Wasserverbrauch bis zu 30 Prozent länger halten soll.

Klingt zu gut um wahr zu sein? Ist es auch, heißt es zumindest beim Umweltamt des Landes: Man habe bis jetzt keine Studie gesehen, die eine Wirksamkeit beweist.

Eingesetzt wird die Technologie, neben der Eishalle Neumarkt, bisher lediglich in einem Südtiroler Skigebiet – auf dem Brixner Hausberg Plose. Dort zeigt man sich von den Fachmeinungen unbeeindruckt: „Viele Wissenschaftler glauben Ergebnisse erst, wenn sie in den Büchern stehen“, sagt Reinhold Steinmann, Controller der Plose Ski AG, „wir sind darauf nicht angewiesen.“

Bereits vor zwei Jahren hatte das Skigebiet die ersten Tests mit der Beschneiungstechnologie gemacht, die aus „linksdrehenden Molekülen“ den „Urstand des Wassers“ wiederherstellen soll, so zumindest die hochtrabenden Angaben des Herstellers. Damals wurden drei Kanonen mit der angeblich „belebenden“ Technologie bestückt – in diesem Jahr sind es rund zehnmal so viele. Und die Effekte, sagt Steinmann, seien eindeutig: „Der Schnee schmilzt später, bleibt länger pulvrig, ist leichter zu präparieren, und wird kompakt – aber nicht eisig.“

Kurz gesagt: Man ist zufrieden.

Bevor man auch die restlichen 20 der insgesamt 50 Schneekanonen im Schigebiet mit den für die „Belebung“ notwendigen Mikrochips ausstattet, muss allerdings doch nochmal die Wissenschaft ran.

Im Dezember will die Plose AG die Wirkung des belebten Kunstschnees auf den sogenannten Wohlfühleffekt untersuchen. Das Prozedere: „Wir lassen Menschen auf zuerst eine Stunde lang auf herkömmlichem und dann eine Stunde lang auf entstörtem Schnee wandern“, erklärt Steinmann. „Vorher und nachher messen wir den Energiepegel der Personen. Wirkt der Schnee, müsste der Energiepegel deutlich schneller in die Höhe gehen.“

Welcher Pegel wäre das? Der Blutdruck? Der Herzschlag?

„Nein die Energie, aber wie das genau gemessen wird, wissen nur die Experten.“ Zu diesen „Experten“ zählt unter anderem der Steirer Andreas Greimel, Spezialist für „bioinformative Quantenmedizin“, der ähnliche Versuche bereits in mehreren österreichischen Skigebieten durchgeführt hat – wo die Methode, ähnlich dem berüchtigten „Grander-Wasser“ deutlich verbreiteter ist.

Er ermittelt hauptberuflich „holographische Energiefelder des Menschen“, um sie zu „korrigieren“ und „kranke Organismen wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“

Gleichgewicht, das beim Schifahren nützlich sein könnte – auf der Plose aber als endgültiger Beweis für die Wirksamkeit des ominösen Superschnees dienen soll. Eine Zusammenarbeit mit der TU Wien, wie sie der Hersteller behauptet, bestreitet die Universität. Wie viel man auf der Plose bis jetzt für die Kunstschnee-Belebung ausgegeben hat, ist übrigens Betriebsgeheimnis.

 

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