„Spontan & emotional“
Die Wirtschaftsfachoberschule Innichen hat die Wirtschaftsgespräche 2015 veranstaltet. Das Thema: Wie gehen Gastgeber erfolgreich mit Hotelbewertungen um?
„Noten für den Tourismus – zwischen Willkür und Mehrwert“ – lautete der Titel der Wirtschaftsgespräche am 27. November, die bereits zum zweiten Mal von der Wirtschaftsfachoberschule Innichen veranstaltet wurden.
80 % der Kaufentscheidungen werden heute von Empfehlungen beeinflusst und 92 % der Urlaubssuchenden lesen Hotelbewertungen auf Online-Portalen wie Tripadvisor: Die 4. Klasse der WFO Innichen beschäftigte sich in den vergangenen Wochen intensiv mit Hotelbewertungen im Internet und stellte sie seriösen Rezensionen in Führern wie der Guida Michelin gegenüber.
Dabei haben sich Spannungsfelder ergeben, die die Studierenden gemeinsam mit ihren Lehrpersonen erörtert und zum Thema der Podiumsdiskussion der Wirtschaftsgespräche gemacht haben.
Fausto Arrighi, der 28 Jahre als Hotel-und Gastrokritiker bei der Guida Michelin tätig war, erklärte in seinem Impulsreferat am Freitagabend die Grundlagen der seriösen Hotelkritik und betonte die Wichtigkeit derselben für die Urlaubsentscheidung. Hotelkritiken von Profis und Gästebewertungen im Netz würden sich seines Erachtens nicht vergleichen lassen: „Michelin trifft eine Vorauswahl und benotet die besten der Besten nach strengen Qualitätskriterien. Gästekommentare können hingegen immer nur Momentaufnahmen sein: Sie sind spontan, persönlich und sehr emotional. Ein Kommentar kann nie eine Empfehlung sein!“
Für Erich Falkensteiner von der Falkensteiner Michaeler Tourism Group sind Gästekommentare wertvoller als Kritikerrezensionen.
In der von Eberhard Daum moderierten Podiumsdiskussion bezeichnete er den professionellen Umgang mit Tripadvisor und Co. als sinnvolles Marketinginstrument, um den Wert eines Hotels oder Restaurants zu steigern.
Barbara Wachtler vom Dolce Vita Family Chalet Postalpina schlug in dieselbe Kerbe: „Jede Bewertung ist eine Chance für uns, mit Menschen in Kontakt zu treten und sie von uns und unserer Arbeit zu überzeugen. Das sorgt langfristig für neue Gäste und eine stärkere Gästebindung.“
„Natürlich sind Hotelbewertungen gut”, antwortete Paul Pizzinini, Hotel Rosa Alpina, auf die Frage, ob er sich hin und wieder zurück in eine Zeit sehne, in der es noch keine Online-Bewertungen gab. „Jede Gästemeinung wird bei uns ernstgenommen und geschätzt. Den Gästen gefällt unser offener Umgang und das macht uns glaubwürdig.“
Alexander Egarter, Geschäftsführer des einzigen 5-Sterne-Hotels (Hotel Monika) im Hochpustertal, ist ebenfalls überzeugt, dass nur wer mit der Zeit geht und einen offenen, transparenten Umgang mit dem Gast – egal ob im Haus oder im Netz – pflegt, langfristig punktet und Gäste binden kann. Die Gastfreundschaft höre nicht beim Aufwiedersehen auf.
Das Schlusswort des Abends hielt Fausto Arrighi, der den Studierenden und Lehrkräften der WFO ein großes Kompliment für den Abend und die spannende Diskussion aussprach: „Kritiken und Bewertungen sind nicht dasselbe. Beide spiegeln aber die Qualität eines Betriebs wieder und sorgen dafür, dass sie sich stets hinterfragen und verbessern. Und das ist letztendlich der Schlüssel zum Erfolg.“
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