„Persönliche Rache“
Karl Zeller wehrt sich gegen die Kritik der Satiresendung „Le Iene“: Warum die Fraktionsmitarbeiterin wirklich entlassen wurde.
Von Matthias Kofler
Karl Zeller schüttelt den Kopf: „Dieser Beitrag ist ein schlechter Scherz.“
Der SVP-Senator war am Montag ungewollt „Gast“ der italienischen Satiresendung „Le Iene“. Anlass war die Entlassung einer Mitarbeiterin aus der Autonomiefraktion. Die entsprechende Entlassungsurkunde hatte Zeller als deren Fraktionschef unterzeichnet und dabei auf die Bestimmungen des Jobs Acts verwiesen.
Für „Le Iene“ ein Skandal! „Non è una pura vergogna?“, fragte der Journalist, der den TV-Beitrag zu verantworten hat. Schließlich sei die Arbeitsmarktreform beschlossen worden, um neue unbefristete Arbeitsverhältnisse zu schaffen – und nicht um Mitarbeiter zu entlassen.
Im Gespräch mit der TAGESZEITUNG wehrt sich Karl Zeller nun gegen die Vorwürfe der Satiresendung. Demnach hat besagte Ex-Mitarbeiterin bereits vor zwei Monaten mit dem Senator einen Vergleich unterzeichnet. Im Gegenzug für die Auflösung des Arbeitsverhältnisses wurde der Dame im Voraus das gesamte Gehalt ausbezahlt, das sie bis zum Ende des Projektvertrags im April 2016 erhalten hätte. Bei der Unterzeichnung des Vergleichs waren auch die Gewerkschafter anwesend, die die Entscheidung als fair und großzügig bezeichneten.
Dass die Frau nun medial gegen die Entlassung vorgeht, erklärt sich Zeller so: „Es ist ein persönlicher Rachefeldzug gegen die Sozialisten in meiner Fraktion, die mit der Mitarbeiterin einfach nicht mehr ausgekommen waren.“ Auch die Dame selbst, die über die Sozialisten zu dem Projektvertrag in der Fraktion gekommen war, sei seit zwei Jahren unzufrieden gewesen. Sie habe mehr Geld verlangt und im Büro für schlechte Stimmung gesorgt.
„Ich habe ihr deshalb im Sommer mitgeteilt, dass wir sie aus besagten Gründen nicht länger anstellen werden. Ich kann ja schlecht die ganzen Senatoren rausschmeißen, weil sie ein Problem mit einer Mitarbeiterin haben“, so Zeller.
Auch der Verweis auf den Jobs Act ist für den Senator logisch: Laut neuen gesetzlichen Bestimmungen werden Projektverträge ab Jahresbeginn 2016 in unbefristete Arbeitsverträge umgewandelt. „Es wäre doch viel brutaler gewesen, wenn wir im Januar ihren Vertrag abgesichert und sie dann im April entlassen hätten“, betont Zeller.
Verwundert zeigt sich der SVP-Senator über die Aussagen seines sozialistischen Kollegen Riccardo Nencini bei „Le Iene“. Dieser hatte nämlich erklärt, er werde wegen dieser Sache das persönliche Gespräch mit Zeller suchen. Dabei war es Nemcini selbst, der sich in den vergangenen Monaten für die Freistellung der Mitarbeiterin stark gemacht hatte.
Karl Zeller jedenfalls sagt, er habe sich nichts vorzuwerfen und würde noch einmal dieselbe Entscheidung treffen. „Als Fraktionssprecher trage ich die Verantwortung für 20 Mitarbeiter. Es hat keinen Sinn, wenn im Großraumbüro eine Frau sitzt, mit der niemand reden will. Ich bin in dieser Sache wie die Jungfrau zum Kind gekommen – aber Gewissensbisse habe ich keine.“
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