„Südtirol sucht Ärzte“
Die Übernahme der EU-Arbeitszeitregelung trifft das Südtiroler Gesundheitswesen weniger hart als die meisten anderen Regionen Italiens. Die organisatorischen Auswirkungen sind dennoch groß – und werden durch den Ärztemangel verschärft.
„Schreibt ruhig: Südtirol sucht Ärzte!“
Sanitätsbetrieb-Generaldirektor Thomas Schael forderte im Rahmen einer Pressekonferenz über die Auswirkungen der EU-Arbeitszeitregelung vehement eine professionelle und nachhaltige Anwerbung von Fachärzten: „Die EU-Arbeitszeitregelung trifft uns als Sanitätsbetrieb vor allem deshalb, weil wir für bestimmte Abteilungen und Dienste nach wie vor Fachpersonal suchen. Vor allem Fachärzte.“
Gemeinsam mit dem Land Südtirol wird intensiv daran gearbeitet, die Ausbildungs- und Anstellungsprozeduren zu vereinfachen und beschleunigen: „Wir müssen viel schneller auf Anfragen potenzieller Bewerber reagieren“, so Schael.
Doch der Reihe nach:
Die ab Mittwoch gültigen staatlichen Vorgaben bezüglich Wochenarbeitszeit und Ruhepausen für Krankenhausärzte und anderem Gesundheitspersonal werden in Südtirol weniger massiv spürbar sein als in anderen Regionen Italiens, heißt es vom Sanitätsbetrieb. Südtirol habe bereits im ärztlichen Kollektivvertrag von 2009 wesentliche Bereiche geregelt, beispielsweise die Höchstdauer der wöchentlichen Arbeitszeit von 48 Stunden und die täglichen Ruhepausen.
Neu sei allerdings, dass eine Abweichung von der eigentlich vorgeschriebenen täglichen Ausgleichsruhezeit von elf Stunden nur bei klinischen Notfällen und in der Folge von Arbeitsaufnahme im Rahmen eines Bereitschaftsdienstes möglich ist. Auch die vielfach angewandte Kombination von Wachdiensten mit normalen Diensten sei nicht mehr möglich.
„Für die Verantwortlichen vor Ort“, erläuterten Bezirksdirektor Walter Amhof und Sanitätskoordinator Thomas Lanthaler, „bringen diese Verschärfungen große organisatorische Probleme mit sich“.
Generaldirektor Thomas Schael informierte, dass er bereits einen technischen „Arbeitstisch“ ins Leben gerufen habe, bestehend aus Betriebsvertretern (Personalabteilung, Büro für die Beziehungen zu den Gewerkschaften) und Gewerkschaftsorganisationen, der sich um die konkrete Umsetzung und Lösung von allfällig auftretenden Problemen bemüht.
„In organisatorischer Hinsicht“, so Schael, „gibt es verschiedene Situationen und nicht alles darf über einen Kamm geschert werden: In manchen Bereichen gibt es Spielräume, die zu nutzen sind; in bestimmten Situationen wird es auch nötig sein, Priorisierungen vorzunehmen – weniger ambulant, Fokus auf die Notfallversorgung und Dringlichkeiten – und mittelfristig benötigen wir mit Sicherheit mehr Personal.“
Thomas Schael zeigt sich optimistisch: „Als Arbeitgeber bieten wir gute Entlohnung, einen attraktiven Arbeitsplatz in einem großen Gesundheitsbetrieb und ein interessantes Arbeitsumfeld. Von daher schreibt ruhig: Wir suchen Ärzte!“
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