Zaghafte Bauern
Der Bauernbund, der mächtigste Verband des Landes, verhält sich in der Flughafen-Debatte auffällig ruhig. Die Hintergründe.
von Heinrich Schwarz
Als der Ausschuss der Handelskammer vor einem Monat beschloss, den Flughafen Bozen mit bis zu 50 Prozent mitzufinanzieren, enthielt sich die einzige anwesende Vertreterin des Südtiroler Bauernbundes, Monika Brigl, der Stimme.
Stünde der Beschluss jetzt noch einmal auf der Tagesordnung, würde der Bauernbund wohl wieder gleich handeln – obwohl das Entwicklungskonzept für den Flughafen mittlerweile bekannt und jederzeit öffentlich zugänglich ist.
Der Bauernbund ist der einzige große Wirtschaftsverband in Südtirol, der zum Flughafen noch keine klare Stellung bezogen hat. Dabei wird die Meinung des Verbandes einen großen Einfluss auf den Ausgang des Referendums im Juni 2016 haben. Schließlich vertritt der mächtige Bauernbund mehr als 21.000 Betriebe.
„Wir haben bei der letzten Sitzung des Landesbauernrates vereinbart, den Landeshauptmann einzuladen. Er soll uns genauestens über den Ist-Stand der Flughafen-Situation berichten“, erklärt Obmann Leo Tiefenthaler auf Nachfrage. Termin habe man allerdings noch keinen gefunden.
Tiefenthaler weiter: „Nach dem Treffen werden wir in den Bezirken draußen eine breitere Diskussion führen. Von der Basis herauf werden wir dann im Landesbauernrat eine Entscheidung treffen.“
Dass der Bauernbund im Rahmen des Referendums eine Empfehlung abgeben und die Bäuerinnen und Bauern zur Teilnahme aufrufen wird, ist fixe Sache. Ob es ein Ja oder ein Nein sein wird, steht aber noch in den Sternen. „Wir wollen uns aus erster Hand alle wichtigen Informationen einholen“, so der Obmann.
Das vorsichtige Herantasten an das Thema Flughafen zeigt, wie heikel die Situation für den Bauernbund ist. In keinem anderen Verband gibt es so viele Für und Wider.
Auf die Frage hin, was die Landwirtschaft denn grundsätzlich von einem Flughafen haben könnte, zählt Leo Tiefenthaler zuerst interessanterweise Dinge auf, die gegen eine weitere Finanzierung des Airports sprechen:
„Durch den Flughafen werden zwar mehr Urlauber nach Südtirol kommen, aber von diesen werden wohl wenige Urlaub auf dem Bauernhof machen. Angst haben wir bei den Themen Abgas und Lärm und die Starts und Landungen der Flugzeuge – vor allem im Bozner Talkessel und im Unterland.“
Aber: „Bei bestimmten Kongressen – etwa in den Bereichen Weinbau, Obstbau oder Milchwirtschaft – hat man natürlich die Möglichkeit, Leute von weiter her zu holen.“
Innerhalb des Bauernbundes zeichnet sich jedenfalls noch eine lange Debatte ab – auch wenn die Tendenz bei Südtirols Bauern eher in Richtung „Contra Flughafen“ geht.
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