Die Verhöre
Am Montag beginnen in den Gefängnissen von Trient und Bozen die Garantieverhöre der mutmaßlichen Mitglieder der Meraner Terrorzelle.
So wie es aussieht, werden die sieben mutmaßlichen Mitglieder der Meraner Terrorzelle von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gerbauch machen.
Am Montag beginnen die Garantieverhöre der Terrorverdächtigen. Doch die Anwälte wollen zuerst die Akten studieren. Es geht um über 1.000 Seiten.
Die römische Staatsanwaltschaft wirft den sieben Verhafteten unter anderem vor, von Südtirol aus Kämpfer für den Dschihad angeworben zu haben.
Das sind die Namen der Terrorverdächtigen:
- Abdul Rahman Nauroz, 36. Er gilt als Chef der Meraner Terror-Zelle. Er sitzt seit Jänner dieses Jahres wegen mehrerer Raubdelikte im Gefängnis. In seiner Wohnung in Meran sollen konspirative Treffen der Terrorzelle abgehalten worden sein. Brisant: Jahrelang hatte Nauroz eine staatliche Unterstützung erhalten, weil er angab, als Kurde im Irak von der Terrorgruppe Ansar Al Islam bedroht worden zu sein. Laut den Abhörprotokollen der Sondereinheit Ros soll Nauroz das Foto eine Frau so kommentiert haben: „Die würde sich für einen Selbstmordanschlag eignen.“ Auf Internet-Fotos ist Nauroz mit einer Pistole zu sehen.
- Eldin Hodza, 26. Der Mann stammt aus dem Kosovo und soll Anfang 2014 in Syrien eine Terrorschulung genossen haben. Gegenüber seinem Anwalt hat Hodza bestritten, in Syrien gewesen zu sein.
- Hasan Saman Jalal, 36. Er wohnte mit seiner Frau und den fünf Kindern in einem Kondominium in der Drususallee in Bozen. Italienischen Medienberichten zufolge soll er Sozialhilfe (für Wohnung und Kinder) in Höhe von 2.000 Euro im Monat bezogen haben. Es soll Telefonmitschnitte geben, in denen Hasan Saman Jalal sagt: „Es ist gut, für Allah zu sterben.“
- Ibrahim Jamal, 31. Der Mann soll laut der Carabinieri-Sondereinheit Ros bis 2012 ein IS-Kämpfer gewesen sein.
- Ali Salih Abdullah, 38. Der Mann wohnte in Klobenstein am Ritten.
- Hama Mahmood Kam, 30. Er lebte mit seiner Familie in Meran und arbeitete unter anderem für ein Speditionsunternehmen.
- Mohamad Goran Fatah, 29. Er gehörte laut den Ermittlern zum Führungskreis der Terrorzelle und wohnte in Bozen.
Innerhalb Donnerstag müssen Garantieverhöre stattfinden.
Innerhalb von 20 Tagen ab dem Verhaftungsdatum muss der Voruntersuchungsrichter die Haftbedingungen neu prüfen und entscheiden, ob er die Haftentscheidung seines römischen Kollegen mitträgt. Die Staatsanwaltschaft Trient muss ihre Position zu den einzelnen U-Häftlingen ebenfalls klären. Keine leichte Aufgabe angesichts des sicherlich umfangreichen Materials aus viereinhalb Jahren Ermittlung.
Der Prozess, falls es zu einem solchen kommt, könnte schließlich in Bozen über die Bühne gehen, weil einige Abhörprotokolle in deutscher Sprache abgefasst sind.
Nicola Canestrini, der in Anti-Terrorismusverfahren erfahrene Anwalt (die Ausweisung von Usam Rayen Khan), hat die Verteidigung von zwei Tatverdächtigen, Ibrahim Jamal und Ali Salih Abdulah, übernommen.
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