„Hoffnungslose Situation“
Die Glasschule „Vetroricerca“ muss mit Ende des Schuljahres ihre Tätigkeit einstellen.
von Matthias Kofler
Diego Pizzol bringt das Dilemma auf den Punkt: „Die Situation ist hoffnungslos. Wir sehen leider kein Licht am Ende des Tunnels.“
Der didaktische Koordinator der Bozner Glasschule „Vetroricerca“ gibt gegenüber der TAGESZEITUNG bekannt, dass die Einrichtung mit Ende des Schuljahres ihre Tätigkeit einstellen muss. Grund sind Rückstände aus dem ESF-Topf im Wert von 350.000 Euro. Für zwei Projekte aus den Jahren 2013 und 2014.
Damit endet für die Glasschule eine 15-jährige Erfolgsgeschichte. Die ehemalige Landesrätin Barbara Repetto hat die Genossenschaft immer gefördert. Auch für sie muss diese Nachricht schmerzlich sein.
Die Glasschule zählt rund 30 Mitarbeiter. Sie können aufgrund des finanziellen Engpasses nicht mehr bezahlt werden. Ein Problem sind auch die aufgenommenen Bankkredite, deren Rückzahlung ungewiss ist und die mit hohen Zinsen belastet sind. Rechnungen könnten nicht beglichen – und folglich auch keine Abrechnungen beim ESF-Amt eingereicht werden. Ein Teufelskreis.
„Vetroricerca“ ist die einzige Glasschule in Italien. Sie zog jährlich Dutzende Studenten aus ganz Italien an. „Wir waren ein Vorzeigeprojekt. Nun müssen wir den zahlreichen Interessenten mitteilen, dass wir sie nicht mehr aufnehmen können, weil wir kein Geld bekommen“, bedauert Diego Pizzol.
Der Lehrer fasst das ESF-Schlamassel so zusammen: Zum einen würde im Amt nicht kommuniziert, die Projektträger würden im Dunkeln gelassen. Zum anderen sei das Amt personell unterbesetzt, weshalb die Bearbeitung der Ansuchen viel zu lange dauere. „Die Glasschule wurde auf einen Schlag zerstört. Das ist bitter“, so Pizzol.
Die Schule prüft, rechtliche Schritte gegen die ausbleibenden Zahlungen einzuleiten.
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