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Geräderte Radler

radln innichen111.000 Radler sind heuer von Innichen nach Lienz gefahren – so viele wie nie zuvor. Während die Rückfahrt mit dem Zug auf österreichischer Seite tadellos funktioniert, stehen die Radfahrer an Südtirols Bahnsteigen Schlange.

von Silke Hinterwaldner

Oskar Januschke hat gewissermaßen den Selbstversuch gewagt. Der Leiter des Stadtmarketing Lienz ist mit seinem Fahrrad nach Südtirol aufgebrochen und wollte auf dem Rückweg das Stück von Bruneck nach Toblach mit dem Zug abkürzen.

Aber er scheiterte. Der Zug war voll. Januschke musste weitertreten. „Das zeigt auch, dass die Züge in Südtirol sehr beliebt sind“, sagt er im Nachhinein ohne Groll. Was ihm im Südtiroler Pustertal passiert ist, kommt in seiner Heimatstadt Lienz praktisch nie vor. Dort stemmen die Österreichischen Bundesbahnen seit rund 20 Jahren eine Aufgabe, die auf den ersten Blick schier nicht bewältigbar erscheint. In der touristischen Hochsaison fahren bis zu 4.500 Menschen pro Tag mit dem Rad von Innichen nach Lienz, um mit dem Zug die Rückfahrt anzutreten. „Kein einziger Radgast“, sagt Januschke, „wurde stehengelassen. Wenn es eng wurde, haben die ÖBB noch schnell einen zusätzlichen Waggon organisiert. Wir haben keine Beschwerden bekommen.“

Nie zuvor haben so viele Menschen diesen Ausflug mit dem Rad gemacht: Insgesamt sind heuer 111.000 Radler den Drauradweg entlanggefahren. Das macht diesen Streckenabschnitt zum beliebtesten im gesamten Alpenraum. Die Vorteile liegen auf der Hand: Auch ungeübte Radfahrer können die Strecke leicht bewältigen. Bis Lienz geht es immer leicht abwärts und bei der Rückfahrt im Zug muss man nicht schwitzen.

Vor allem italienische Gäste aus Innichen und dem gesamten Hochpustertal schätzen diesen Ausflug. Die allermeisten leihen sich ein Fahrrad aus – beim Radverleih Papin in Innichen lagern 5.000 Drahtesel. Diese Fahrräder werden dann unabhängig von den Radlern wieder zurückgebracht – so gibt es in den Personenzügen selbst genug Platz für die Menschen.

Seit bald einem Jahr verkehren nicht nur die Züge der ÖBB zwischen Innichen und Lienz, auch die Flirtzüge fahren im Stundentakt Richtung Osttirol und zurück. Nur: In einem Flirtzug haben nicht mehr als drei Dutzend Fahrräder Platz – während dieses Manko in Osttirol mit den so genannten Doppelstockwagen kompensiert wird, hat man in Südtirol selbst noch keine Lösung gefunden. So kommt es an schönen Tagen von Frühjahr bis Herbst immer wieder vor, dass Züge auf der Pustertaler Strecke nicht starten können, weil zu viel Fahrräder an Bord sind – oder Radfahrer müssen am Bahnsteig zurückgelassen werden.

„Mit dem Rad im Zug zu reisen bedeutet Stress“, sagt Januschke, „auch deshalb ist es wichtig, einen guten Service für Leihräder aufzubauen.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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