„Ich bin Stomaträger“
Von Lisi Lang
In Südtirol leben Schätzungen zufolge ungefähr 800 Personen mit einem Stoma. „Dennoch ist ein Stoma immer noch ein Tabuthema – viele Menschen wissen nicht einmal, was ein Stoma ist“, sagt die Präsidentin der Vereinigung Helga Hofer.
Durch eine Stoma- Operation geht die Kontinenz verloren, also die Fähigkeit Stuhl und Urin für eine gewisse Zeit zurückzuhalten und willentlich auszuscheiden. Nicht mehr selbst kontrollieren zu können, wann man zum „kleinen“ oder „großen Geschäft“ zur Toilette geht, ist ein entscheidender Einschnitt in die Lebensqualität der Betroffenen. „
Der Villanderer Altbürgermeister Josef Krapf ist ein Stomaträger. Im Jahr 2010 wurde bei Josef Krapf ein Darmtumor festgestellt. Im Sommer hatte er noch einem Freund bei der Arbeit auf dem Feld geholfen, als er bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Bei einer Kontrolle kam dann die Schockdiagnose: Tumor. „Ich war immer der Meinung, so wie das alles gekommen ist, wird es auch wieder weg gehen und ich werde das schon schaffen“, erinnert sich Josef Krapf.
Nach sechs Monaten Bestrahlungs- und Chemotherapie musste Josef Krapf operieren, weil das Risiko einfach zu groß war. „Die Zeit nach dieser Operation war sehr schwierig für mich, weil ich Probleme hatte“, erzählt Josef Krapf. Einen Tag vor der Entlassung verspürte Josef Krapf große Schmerzen: „Noch mitten in der Nacht haben sie mich nach Bozen geschickt und operiert – wenn ich damals nicht im Krankenhaus gewesen wäre, würde ich heute wohl nicht mehr telefonieren“, erzählt Krapf. Ein künstlicher Darmausgang war für Josef Krapf die einzige Lösung, zumal der Tumor den Dickdarm befallen hatte und dieser entfernt werden musste. „Sonst haben Sie keine Chance haben die Ärzte zu mir gesagt“, erzählt Krapf.
Heute blickt er ganz offen auf diese Zeit zurück: „Ich kann heute auch fünf oder sechs Stunden wandern gehen – mit Gefühl und Ruhe. Ich fühle mich mit diesem Stoma verhältnismäßig gut“, so der Altbürgermeister.
Bevor er selbst Stomaträger wurde, war Stoma für Josef Krapf allerdings kein Begriff. „Als man mir das erste Mal davon erzählt hat, habe ich das alles nicht richtig registriert“, erinnert sich Josef Krapf. „Heute geht es mir gut und man kann mit einem Stoma – wenn man es imstande ist zu akzeptieren – verhältnismäßig gut leben“, so Krapf. Man fühle sich zwar nicht mehr so frei wie früher oder ein gesunder Mensch, aber könne weiterleben. Er möchte jeden Stomaträger dazu auffordern nicht zu resignieren und aufzugeben. „Es ist eine Einschränkung. Ich war seit diesem Zeitpunkt nie mehr in einem Schwimmbad und nie mehr auf dem Meer – man könnte ja gehen, aber man hat auch bestimmte Hemmungen – die Einschränkungen sind da“, erklärt der Altbürgermeister.
Man schränke gewisse Hobbys und Aktionen ein, weil man sich nicht immer frei fühle, aber dennoch könne die Lebensqualität steigen, wenn man die Kraft und den Mut aufbringt, diese Lebenssituation zu akzeptieren. „Es hilft nicht wenn man den Kopf hängen lässt. Wenn ich heute wandern oder Fahrradfahren gehen, kennt kein Mensch, dass ich dieses Problem habe“, so Krapf, der heute offen über dieses Thema spricht. „Es ist keine ansteckende Krankheit und wir müssen damit leben“, sagt Josef Krapf.
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