Die Boxerinnen
Der Landesbeirat für Chancengleichheit hat auf Schloss Maretsch sein 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Für die Beiratschefinnen gab es Boxhandschuhe.
Die bisherigen Erfolge für mehr Chancengleichheit zwischen Mann und Frau, die aktuellen Themen und Diskussionen um die Gleichstellung der Geschlechter sowie ein Ausblick in die Zukunft standen im Mittelpunkt der Jubiläumsfeier des Landesbeirates für Chancengleichheit für Frauen auf Schloss Maretsch in Bozen.
„Engagierte Beiratsfrauen verschiedenster politischer Couleur und Herkunft haben im vergangenen Vierteljahrhundert Vieles zugunsten der Frauen in Südtirol verändert und dazu beigetragen, dass sich die Chancen der Frauen verbessert haben“, dankte die Präsidentin des Landesbeirates Ulrike Oberhammer für das Engagement in den vergangenen 25 Jahren.
„Die derzeitige Quotendiskussion zeigt aber, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben. Vielfältige Themen wie etwa die Schließung der Lohnschere, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – auch in der Privatwirtschaft, die Gewaltprävention und die Gendermedizin werden uns weiterhin begleiten. Wir werden uns auch weiterhin für echte und nicht nur auf dem Papier bestehende Chancengleichheit einsetzen“, so Oberhammer.
„Die Jubiläumsfeier ist ein wichtiger Moment, um die aktuelle Position zu bestimmen, indem wir auf die erreichten Ziele der vergangenen 25 Jahre zurückblicken und die Ziele für die nächsten Jahre festlegen“, betonte die Vizepräsidentin des Landesbeirates Franca Toffol, die den tagtäglichen Einsatz der Frauen für die Chancengleichheit in Südtirol unterstrich. Die Vizepräsidentin verwies auch darauf, dass es in Italien derzeit keine Ministerin für Chancengleichheit gibt, die „einen sehr starken Anschub darstellen könnte“, so Toffol.
„Den Landesbeirat für Chancengleichheit braucht es auch nach 25 Jahren noch immer, um sowohl die Bevölkerung als auch die politischen Entscheidungsträger für den gesellschaftlichen Wandel zu sensibilisieren“, unterstrich Landeshauptmann Arno Kompatscher in seinen Grußworten.
Das klassische Rollenverständnis und das traditionelle Frauenbild mit dem Aufgabenschwerpunkt Familie und Soziales seien nach wie vor sehr stark in der Einstellung der Südtiroler verhaftet, mit allen Konsequenzen in den verschiedensten Bereichen. „Da gibt es noch einiges zu tun“, so der Landeshauptmann.
„Viele Initiativen der vergangenen Jahre konnten nur verwirklicht werden, weil viele Frauen dahinter standen und etwas voranbringen wollten“, dankte die Landesrätin für Chancengleichheit Martha Stocker den bisherigen Präsidentinnen des Landesbeirates Marianne Steinhauser, Haidrun Kasslatter, Julia Unterberger und Ulrike Oberhammer. „Diese Boxhandschuhe mögen euch daran erinnern, dass es sich lohnt für mehr Gerechtigkeit zu kämpfen, immer wieder um die Chancengleichheit zu ringen und so manchem Gegenwind und Sturm mit geballter Kraft zu trotzen“, so Landesrätin Stocker augenzwinkernd bei der Übergabe ihrer Ehrung an die verdienten Frauen.
In ihrem Impulsreferat ging die deutsche EU-Parlamentarierin und Mitglied im Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) Noichl auf die Gleichstellungspolitik auf europäischer und auf lokaler Ebene ein und beleuchtete das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln: Was ist Gleichstellungspolitik nicht? Was ist Gleichstellungspolitik derzeit? Wie sollte gute, zielgerichtete Gleichstellungspolitik aussehen? waren dabei die drei Kernpunkte, auf die Noichl mit konkreten Beispielen auf beiden Ebenen einging.
Die Gleichstellung als Motor für einen Neustart Italiens war hingegen Thema des Referats der Koordinatorin der regionalen Organismen für Gleichberechtigung Mori. Zehn Forderungen für zehn Jahre: Unter diesem Motto wagten Präsidentin Oberhammer und Vizepräsidentin Toffol abschließend einen Blick in die Zukunft und präsentierten eine Reihe von Schlagzeilen, die sich der Landesbeirat für die Zukunft wünschen würde.
„Zwei Frauen an der Spitze der größten Südtiroler Energiegesellschaft“, „Obligatorischer Vaterschaftsurlaub auf ein Jahr erhöht“, „Letzter Betrieb in Südtirol führt flexible Arbeitszeiten ein“ sind dabei einige der Wünsche, welche die Frauen bei der 25-Jahrfeier vorbrachten.
Die Südtiroler Komponistin Manuela Kerer, die Poetry-Slammerin Lene Morgenstern sowie die Musikerin Helga Plankensteiner umrahmten die von Beatrix Unterhofer moderierte Jubiläumsfeier mit ihrer Musik, ihren Texten und ihren Klanginstallationen.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.