Sein und Schein
Auf der Suche nach Authentizität: Tourismus und Philosophie. An der Uni Bozen wurde gefragt: Wann sind wir authentisch?
Authentizität ist ein Begriff, der vor allem im Tourismus stark strapaziert wird. Wann aber wird ein Angebot als genuin authentisch empfunden? Damit befassten sich gestern und heute Wirtschaftswissenschaftler und Philosophen im Workshop „Tourismus trifft Philosophie“. Wann sind wir authentisch und wann divergieren Sein und Schein zu sehr?
„Es herrscht eine große Nachfrage nach Authentizität, aber was ist im Kern wirklich authentisch?“
Mit dieser Frage eröffnete Oswin Maurer, Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, einen zweitägigen Workshop. „Es erinnert an das Experiment des Wired-Mitbegründers Kevin Kelly, der sich fragte, welche Farbe ein Chamäleon annimmt, wenn man es auf einen Spiegel setzt?“ Professor Maurer verwies auf den Hype der Selfies – wir stellen die Welt nach unserem manchmal verzerrten Bild dar und streben doch nach Authentizität in jeder Lebenslage.
Verändert sich also auch unsere Auffassung von Authentizität im Laufe der Zeit? Mit diesem philosophischen Ansatz setzten sich bei der Tagung Wissenschaftler aus Österreich, Deutschland, Kroatien Großbritannien und den USA auseinander.
„Die Tourismusbranche befasst sich natürlich intensiv mit der Frage der Authentizität“, bekräftigt Linda Osti von der Forschungsgruppe TOMTE (Tourism Management und Tourism Economics). „Allein das Sein bedeutet, einen Wert zu haben, und im Umkehrschluss würde es bedeuten, was keinen Wert hat, existiert nicht.“ Osti ist neben Prof. Maurer und Philosophiedozent Ralf Lüfter Mitorganisatorin des Workshops.
„Für uns in der Wissenschaft ist Authentizität kein unveränderliches Attribut, sondern formt sich stets aufs Neue durch Erfahrungswerte, Wahrnehmungen und Empfindungen.“
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