„Diese Art Politiker stirbt aus“
Klaus Webhofer, ORF-Innenpolitik-Redakteur mit Südtiroler Wurzeln, über die letzten Landesfürsten, den Niedergang der Volksparteien – und die Tücken der Wien-Wahl.
TAGESZEITUNG: Herr Webhofer, nach der Ära Luis Durnwalder hatte man in Südtirol den Eindruck, dass die Zeit der Landesfürsten vorbei ist. Was kann der Michl, was der Luis nicht konnte?
Klaus Webhofer: Es gibt in Österreich noch zwei Politiker, die in diese Kategorie passen: Erwin Pröll, der die absolute Mehrheit in Niederösterreich hält – und mit Abstrichen Michael Häupl. Er hat letztlich einen gelungenen Wahlkampf hingelegt und die Abstimmung auf ein Duell zugespitzt, das es so nie gegeben hat. Natürlich stirbt diese Art Politiker aus, ein paar „Elefanten“ gibt es in Österreich aber noch.
Die letzten Überbleibsel eines Systems?
Es ist schon immer eine Frage der Persönlichkeit. Häupl und Pröll sind nun mal Persönlichkeiten, egal wie man zu ihnen steht, sie haben ein Gespür für die Leute und den Machterhalt. Dasselbe hätte vor ein paar Wochen noch für Josef Pühringer in Oberösterreich gegolten – aber der wurde bei den Landtagswahlen ziemlich abgestraft.
Die Partei sprach von einer Abstimmung über die Flüchtlingsfrage.
Er hätte ohne diese Problematik sicher besser abgeschnitten. Aber hier sehen wir den Unterschied zu Häupl in Wien: Der gab in dieser Frage den eindeutigen Anti-Strache und praktiziert die Merkel’sche Willkommenskultur, während Strache von Zäunen sprach.
In Südtirol und im restlichen Österreich findet man derartig klare Aussagen zur Flüchtlingskrise selten. Ein Fehler?
Das sehe ich anders: Bundeskanzler Werner Faymann fährt eigentlich seit Wochen eine relativ klare Linie. Dass die Regierung insgesamt den Eindruck erweckt, keinen richtigen Plan zu haben, ist richtig – aber in der Sache selbst verkörpert Faymann die Gegenthese zu Orban und Strache. So eine klare Linie hatte er bis jetzt selten.
Interview: Anton Rainer
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