Gefährliche Bretter?
Vom Trendsport zum Problemgerät: Weil Skate- und Longboards wieder in Mode kommen, sehen Verkehrsexperten Unfallgefahr. Was sagt das Gesetz? DIE VIDEOS.
Von Anton Rainer
Mit bis zu 100 km/h von Jenesien nach Bozen? Manchem Autofahrer würden bei diesen Geschwindigkeiten wohl die Knie schlottern – nur: Zak Maytum fährt nicht Auto. Auf einem Longboard, einem zwischen 90 und 150 Zentimetern langen Vorgänger des Skateboards, saust der amerikanische Extremsportler bevorzugt auf Gebirgsstraßen in halsbrecherischen Geschwindigkeiten Richtung Tal.
Ein Werbepartner ermöglichte Maytum vor wenigen Wochen die Fahrt auf einer „einzigartigen Straße“, wie es in der Beschreibung eines tausendfach geklickten Youtube-Videos heißt. „Wir haben ein paar Schnörkel auf der Karte entdeckt und eine verrückte Strecke mit einem 270-Grad-Tunnel aufgespürt.“
Das Fundstück: die kurvenreiche Staatstraße von Jenesien nach Bozen, die Maytum in unter fünf Minuten schafft.
Als mehrere Lokalmedien das Video am Dienstag veröffentlichten, waren sich viele Südtiroler nicht sicher, wie sie darauf realisieren sollten: Zwischen Bewunderung und staunenden Kommentaren fragte eine TAGESZEITUNG-Leserin besorgt: „Wird der jetzt hoffentlich verhaftet?“
Unwahrscheinlich – obwohl es sich bei der Extrem-Raserei eindeutig um ein strafbares Vergehen handelt. Zumindest die Straßenverkehrsordnung ist in der Frage zugelassener Fahrzeuge recht eindeutig: PKW, LKW, Motorräder und Co., dürfen auf die Straße, nur für Fahrräder gibt es eine Ausnahmeregelung.
Alle anderen Verkehrsteilnehmer (auf Kickboards, Rollerblades, Skiskates u.v.m.) müssen auf Radwege oder direkt in dafür errichtete Parks, Strafen in dreistelliger Höhe sind möglich. Insbesondere Longboards und ähnliche Sportgeräte sieht man in den Landesämtern kritisch: Während Fahrräder und Roller im schlimmsten Fall zusammen mit ihrem Fahrer für Unfälle verantwortlich sind – werden Skateboards und andere vierrädrige Sportartikel auch dann zur Gefahr, wenn ihr Fahrer längst abgesprungen ist.
Viele Südtiroler lassen sich von derartigen Unfällen nicht abschrecken, auf zahlreichen Videoportalen zeigen Jugendliche, wie gut sich Südtirols Straßen für Longboard-Routen eignen. Keine Überraschung: Die abenteuerlichsten Videos entstehen meist dort, wo bereits in der Vergangenheit Motorradfahrer wegen überhöhter Geschwindigkeiten unschöne Begegnungen mit der Leitplanke hatten, am Jaufenpass etwa und am Stilfser Joch. Ganz so schnell sind die nicht motorisierten Bretter selten – die Fahrer aber auch deutlich weniger geschützt.
Zugegeben: Nach Angaben der Straßenpolizei konnte keiner der 1591 Verkehrsunfälle, die 2014 in Südtirol aufgezeichnet wurden, auf derartige Sportgeräte zurückgeführt werden. Nachahmer von Zak Maytum stehen allerdings schon jetzt in den Startlöchern.
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