Kröten-Alarm im See
In Südtirols Gewässern tummeln sich immer häufiger ausgesetzte Rotwangenschildkröten. Besonders viele sind es in Kaltern, Montiggl und im Falschauer-Biotop in Lana. Die Tiere stellen mittlerweile eine Gefahr für das Ökosystem dar, warnt Peter Kasal vom Amt für Landschaftsökologie.
von Karin Gamper
„Das Phänomen ist seit etwa zehn Jahren feststellbar“, sagt Peter Kasal, „ in letzter Zeit hat es jedoch besorgniserregende Ausmaße angenommen“. Im Falschauer-Biotop in Lana, aber auch im Kalterer und Montiggler See werden immer häufiger und vor allem immer mehr amerikanische Rotwangenschildkröten gesichtet. „Es sind mittlerweile richtige Populationen, die sich weiterhin ausbreiten“, sagt der Direktor im Amt für Landschaftsökologie besorgt, „wenn das so weiter geht, dann müssen wir sie entfernen“.
Grund für die wundersame Vermehrung der in unseren Breitengraden nicht heimischen Schildkröten ist, dass die Tiere ausgesetzt werden, sobald sie nicht mehr klein und niedlich sind. „Diese Schildkröten werden groß und vor allem sehr alt“, sagt Kasal, „die Halter wissen dann nicht mehr wohin damit und bringen sie einfach ins Biotop“. Für das Ökosystem eine fatale Entscheidung: „Diese Schildkröten-Art kommt in den heimischen Gewässern gut über den Winter, sie ist aber sehr gefräßig und bedient sich am Laich“. Die Folge: Den heimischen Fischen und Amphibien geht die Nahrung aus, das Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht. Darunter leiden auch die Wasserpflanzen.
Offizielle Zählungen von ausgesetzten Schildkröten gibt es hierzulande nicht: „Aber man erkennt seit einiger Zeit mit freiem Auge, dass die Zahl rapide zunimmt“, weiß Kasal. Die Schildkröten vermehren sich emsig. Der heiße Sommer und die steigenden Durchschnittstemperaturen haben ihren Teil dazu beigetragen, dass sich die amerikanische Rotwangenschildkröte in den hiesigen Seen und Biotopen wohl fühlt. „Wenn es so weiter geht“, so der Amtsdirektor, „werden wir uns etwas überlegen müssen, um die Tiere zu entfernen“.
Peter Kasal appelliert daher an alle Schildkrötenbesitzer, ihre Tiere nicht auszusetzen. „Wer sie nicht mehr haben kann, der hat verschiedene Möglichkeiten sie unterzubringen“. Kasals Empfehlung: „Man kann sich ans Tierheim wenden, an die Forstwache, ans Amt für Jagd und Fischerei oder an uns“. Mit Rat und Tat zur Seite steht auch der Verein Herpeton.
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