„Angestellte schämten sich“
SEL-Vizepräsident Giovanni Polonioli über Millionenklagen gegen die alte Konzern-Führung – und die schwierige Zeit nach den Skandalen.
TAGESZEITUNG: Herr Polonioli, sie kündigten gestern eine Millionenklage gegen Klaus Stocker und Franz Pircher an. Sind sie nich schon genug „gestraft“?
(lacht) Nein, die angekündigte zivilrechtliche Klage ist die direkte Folge aus dem bestätigten Urteil. Das Recht auf Schadenersatz wurde schon entschieden – die Frage ist nun: Wieviel? Jetzt fängt man eben von vorne an.
Noch einmal sechs Jahre Prozess?
Vielleicht noch mehr. Erste Instanz, zweite Instanz, Kassation – da gibt es noch viel zu diskutieren.
Hatten Sie je Zweifel an dem Urteil gegen die Ex-SEL-Spitze?
Nein, ich nie. Dabei war, als sich die SEL als Nebenkläger eingelassen hat, der gesamte Skandal noch nicht einmal publik. Da lag noch alles im Nebel, unser Verwaltungsrat hatte zum Glück einen guten Riecher.
Die SEL will nun materiellen Schadenersatz einklagen – sorgt sich aber auch über den Image-Schaden. Hat man sich davon noch nicht erholt?
Dass wir in den letzten Jahren von den Medien als kriminelle Gesellschaft behandelt wurden, hat uns sicher nicht gut getan. Anfangs schämten sich unsere Angestellten sogar, in der Öffentlichkeit ihren Arbeitgeber zu nennen. Das hat sich zum Glück geändert.
Pircher, Stocker, Rainer haben nie Reue gezeigt – und sich nie für ihren Betrug entschuldigt. Frustriert das?
Was soll ich dazu sagen? Wir haben die Zeit vor und nach November 2011 immer als klaren Schnitt gesehen. Es gab keine Kommunikation zwischen der neuen und alten SEL-Führung. Mit Franz Pircher zum Beispiel habe ich kein einziges Mal gesprochen.
Interview: Anton Rainer
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