Der Meilenstein
Weil der Breitbandausbau seit Jahren nur schleppend vorangeht, will das Land den Gemeinden nun auch finanziell unter die Arme greifen.
Von Anton Rainer
Als sich Landeshauptmann Arno Kompatscher am Dienstag Zeit für ein Treffen mit der Bezirksgemeinschaft Unterland-Überetsch nahm, war ihm vor allem eines wichtig: Keine falschen Anreize schaffen. „Macht bitte so weiter wie bisher“, sagte er mehrmals, und: „Lehnt euch jetzt bitte nicht zurück.“
Das hat einen einfachen Grund: Bis dato sind 101 von 106 Südtiroler Gemeinden an sogenannte Glasfaser-Hauptleitungen angebunden. Dass dies vor allem für Privatpersonen noch längst keine Garantie für rasante Internetverbindungen ist, beweisen die vor allem in der Peripherie lahmenden Netzverbindungen. Abhilfe soll vor allem die „letzte Meile“ schaffen, eines der letzten und wichtigsten Bausteine im Breitbandausbau, ein Herzensprojekt von Informatik-Landesrätin Waltraud Deeg.
Ausgerechnet in der Legung der kapillaren Netze, die auch Privathaushalte mit schnellem Internet versorgen sollen, bestand in den letzten Jahren allerdings einer der zentralen Flaschenhälse im Ausbau. Besonders im Unterland warten manche Gemeinden seit Jahren auf eine bessere Anbindung – und müssten nun auch noch selbst dafür bezahlen, an die mit Landesmitteln ausgebauten Knotenpunkte angeschlossen zu werden.
Kein Wunder also, dass sich viele Ortschaften jahrelang um die Ausarbeitung von für den Ausbau notwendigen Masterplänen drückten – zu hoch waren die veranschlagten Kosten, zu gering die gefühlte Notwendigkeit. In der Vergangenheit erlaubte die Landesregierung eine Finanzierung mithilfe des Rotationsfonds, der für diesen Zweck mehrfach aufgestockt wurde – und vielen Gemeinden den Ausbau finanziell erleichterte.
Doch spätestens seit der Ankündigung einer neuen Landesgesellschaft unter dem Namen ST Fibernet, die, als Tochter des fusionierten Unternehmens aus SEL und Etschwerke, das geplante „Südtirolnetz“ betreiben sollte, fragen sich viele Gemeinden: Lohnt sich das Abwarten?
Nein, stellt Landeshauptmann Arno Kompatscher klar. Es stimme zwar, dass man im Rahmen der Vereinheitlichung des Breitbandnetzes eine gemeinsame Wartung bis hin zur letzten Meile plane, „das bedeutet aber nicht, dass jene Gemeinden, die jetzt bauen, am Ende das Nachsehen haben.“ Die Ankündigung, die in der Bezirksgemeinschaft Unterland für freudige Gesichter sorgte, sei vielmehr als angekündigte Gleichbehandlung zu verstehen.
Verläuft alles nach Plan, könnte SEL/Etschwerke beziehungsweise deren Tochtergesellschaft (sprich: das Land) die von den Gemeinden gelegten Netze „auslösen“, und damit die einmal bezahlten Infrastrukturen zurückbezahlen – und dafür die Leitungen übernehmen.
Hohe Kosten, die sich aus Sicht der Breitband-Kunden allerdings auszahlen dürften: Weil künftig nicht mehr Gemeinden erster Ansprechpartner der Breitband-Betreiber sind, sondern eine vereinheitlichter Landesgesellschaft – sollte das Interesse der Provider deutlich größer sein.
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