Landtag im Klo
Die Digitalisierung des Landtags schreitet mit großen Schritten voran. Kein Witz: Ab sofort können Abgeordnete auch auf dem Klo über Lautsprecher ihren Kollegen lauschen.
Von Anton Rainer und Matthias Kofler
Seit sich eine neue Generation von Politikern Sitte und Moral auf ihre Fahnen geschrieben hat, sind sie seltener geworden, die Klo-Anekdoten der Südtiroler Abgeordneten.
Umso größer war das Staunen bei einem Oppositions-Vertreter, der sich gestern dem Pissoir in der Landtags-Toilette zuwandte: „Beim Pinkeln dachte ich plötzlich, Thomas Widmann steht hinter mir.“
Ganz unrecht hatte er nicht: Seit mittlerweile 2013 ist die umfassende Digitalisierung des Landtages ein Herzensanliegen des SVP-Präsidenten, bereits im Frühjahr wollte er iPads und SIM-Karten an die Abgeordneten verteilen. Nun also folgt der nächste Streich, abgeschaut bei den Landtagskollegen in Graubünden.
Neben zwei großen Flachbildfernsehern, die im Foyer dafür sorgen, dass telefonierende Volksvertreter stets wissen, wann sie zur Abstimmung gerufen werden – lässt der Landtag auch in Sachen Lautsprechern seine Muskeln spielen.
Ab sofort werden die Abgeordneten beim Kaffeetrinken (Lautsprecher in der Bar), bei informellen Gesprächen (Lautsprecher in den Konferenzsälen) – und sogar auf dem Klo den gehaltvollen Vorträgen ihrer Kollegen lauschen.
Das habe auch seine Vorteile, lacht ein Oppositions-Vertreter: „Beim Stuhlgang weiß man ab sofort, wann man zum Knöpfchen-Drücken eilen muss.“ Wer sich hingegen beim Verrichten der Notdurft „beobachtet fühlt“, wie sich ein Abgeordneter beklagt, dem bleibt nur eine Möglichkeit:
Wer regelmäßig die Klospülung betätigt, schafft nämlich das Unmögliche – Die lauten Stimmen der Kollegen gehen für ein paar Sekunden im Wasserrauschen unter.
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