„Integration betrifft alle“
Landesrat Philipp Achammer will bis Jahresende ein neues Integrationsabkommen erarbeiten. Die Diskussion dazu ist eröffnet.
Vielfalt fordert. Integration als gesellschaftliches Anliegen braucht Grundsätze und Leitziele, um ein Zusammenleben in Vielfalt zu ermöglichen. Diese Grundsätze und Ziele sollen unter Einbeziehung aller gesellschaftlichen Akteure in einer Integrationsvereinbarung festgelegt werden. Ein erster Vereinbarungsentwurf wurde nun bei einer offenen Dialogveranstaltung mit Landesrat Achammer diskutiert.
Mit dem Landesgesetz zur „Integration ausländischer Bürgerinnen und Bürger“ wurden 2011 die Weichen für die Integrationsarbeit in Südtirol gestellt. Das Ressort für Deutsche Bildung, Kultur und Integration hat nun – aufbauend auf den gesetzlichen Auftrag – einen ersten Entwurf für die Südtiroler Integrationsvereinbarung ausgearbeitet. Landesrat Philipp Achammer hat diesen am Samstag einer öffentlichen Diskussion unterzogen.
„Die gleiche Würde aller Menschen ist manchmal nicht so selbstverständlich, wenn wir uns die aktuellen Diskussionen on- und offline ansehen“, sagte Landesrat Achammer. Jede Form des Zusammenlebens brauche Regeln. So sei auch Integration ein beidseitiger Prozess, der Rechte und Pflichten umfasst. „Wir werden keinen Fortschritt erzielen, wenn wir nicht auch Sorgen und Ängste ernst nehmen. Ein möglichst breiter Konsens unter Einbindung möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger sowie Akteure aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ist daher besonders wichtig“, erklärte der Landesrat.
In Angriff genommen wurde die Arbeit an der Integrationsvereinbarung bereits vor mehreren Monaten. Zuerst wurden bei moderierten Arbeitstischen die Inputs von Interessensvertretern eingeholt. Auf der Internet-Plattform der Koordinierungsstelle für Integration des Landes konnten außerdem alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ihren Beitrag dazu leisten und ihre Meinung kundtun.
Eine Zukunftswerkstatt zu diesem Thema stand am gestrigen Freitag auf dem Programm. Unter den ca. 140 Teilnehmern waren neben Vertretern aus den Bereichen der Bildung, Jugendarbeit, Wirtschaft und Arbeit auch Angehörige von öffentlichen Körperschaften und Vereinen sowie zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger. Moderiert wurde die Veranstaltung von Professor Olaf-Axel Burow von der Universität Kassel, der in seinen einleitenden Worten unter anderem auf die Bedeutung von Vielfalt, Kreativität und Zusammenarbeit auch für den wirtschaftlichen Erfolg einer Gesellschaft hinwies. Anschließend konnten die Teilnehmer in Gruppen gemeinsame Visionen erarbeiten und vorstellen.
Die wichtigsten Ergebnisse der gestrigen Zukunftswerkstatt sind schließlich in den heute zur Diskussion gestellten Entwurf der Südtiroler Integrationsvereinbarung eingeflossen. Das ausgearbeitete Dokument stellt allerdings keinen Schlusspunkt dar, sondern den Auftakt für weitere Dialoge in Fokusgruppen zu den spezifischen Handlungsfeldern und die künftige gemeinsame Integrationspolitik und -arbeit. Auch die heutige Veranstaltung war interaktiv konzipiert und soll dazu beitragen, eine ausgereifte Version der Integrationsvereinbarung zu erstellen, die schlussendlich in der Landesregierung und anschließend auch im Landtag diskutiert werden wird.
Die Definition eines gemeinsamen Integrationsverständnisses, die Festlegung der allgemeinen Integrationsziele sowie die Bestimmung der wichtigsten Handlungsfelder sind wesentlicher Bestandteil der Vereinbarung.
„Integration betrifft alle in Südtirol lebenden Menschen, denn sie bewirkt weitreichende Veränderungen des gesellschaftlichen Miteinanders.“ Mit diesen Worten wird in der Vereinbarung auf die Bedeutung und Tragweite des Phänomens hingewiesen. Dabei wird Integration als ein wechselseitiger und inklusiver Prozess definiert, der die Einbeziehung aller Bürgerinnen und Bürger vorsieht. Grundlage hierzu bilde die Anerkennung gemeinsamer Grundwerte, wie der demokratischen Rechtsordnung, des Respekts, Toleranz, Gleichberechtigung, Chancengleichheit sowie Meinungsfreiheit.
Als Integrationsziele werden beispielsweise die Integration durch Leistung (Teilhabe fordern und fördern), das Erkennen der Chancen und Ressourcen von Vielfalt, die Toleranz und der Respekt in der Begegnung (Integration als geregeltes Miteinander) sowie der Aufbau von Netzwerken im unmittelbaren Wohnumfeld, auf Gemeinde-, Bezirks- und Landesebene genannt.
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