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Die Geheimnisse des Klosters

 

12.10.2011, P005 Heiligkreuzkapelle, nach Abschluss der Aussenrestaurierung, kurz vor dem Sonnenaufgang, gegen N.

12.10.2011, P005 Heiligkreuzkapelle, nach Abschluss der Aussenrestaurierung, kurz vor dem Sonnenaufgang, gegen N.

Die Heiligkreuzkapelle des Klosters St. Johann in Müstair ist der wohl zur Zeit spannendste Restaurierungsplatz in der UNESCO Welterbestätte. Am Donnerstag tagte das internationales Expertengremium gemeinsam mit Priorin Domenica Dethomas und Walter Anderau, dem Präsidenten der Stiftung Pro Kloster St. Johann unter der Leitung des kantonalen Denkmalpflegers Simon Berger.

 Nach Jahren der Forschung in der Heiligkreuzkapelle kamen Archäologen, Bauforscher und Restauratoren zum sensationellen Ergebnis, dass die Kapelle zum ursprünglichen Bestand des Klosters St. Johann in Müstair gehört. Sie ist somit integraler Bestandteil der karolingischen Anlage und war mit ihr baulich verbunden. Im Untergeschoss befindet sich eine tragende Balkendecke aus den Jahren 785 und 788. Im Obergeschoss sind karolingische, gotische und barocke Wandmalereien zum Vorschein gekommen. Ebenso sind Teile des karolingischen Mörtelbodens noch erhalten. Einst war die Kapelle mit Marmor, Stuck und Wandmalereien reich ausgestattet.

Aussen wurde die Kapelle 2011 dokumentiert und fertig renoviert. Ebenso wurde die Restaurierung im Untergeschoss der Kapelle abgeschlossen. Im Obergeschoss wird noch gearbeitet. In den letzten Jahren ging es vor allem um die Konservierung der Malerei- und Tüncheschichten aus über 12 Jahrhunderten. Parallel dazu wurden Sicherungs- und Bauforschungsarbeiten durchgeführt. Am 20. August konnten der Archäologe Jürg Goll, die Restauratorin Doris Warger, die Naturwissenschaftlerin Christine Bläuer und die Kunsthistorikerin Julia Feldtkeller die neuesten Erkenntnisse zur Heiligkreuzkapelle dem internationale Expertengremium vorstellen. Die Diskussion war rege, es fehlte nicht an Vorschlägen und Ideen zur Weiterführung der Restaurierung dieses karolingischen Juwels.

kloster müstair

Auf den Wänden befindet sich eine schädliche Malschicht aus dem 19. Jahrhundert; sie erzeugt Oberflächenspannungen und reisst die darunter liegenden Schichten ab. Diese verhärtete Malschicht wurde bereits an der Nord- und Westwand abgenommen, diese Massnahme soll nun auch an der Südwand durchgeführt werden, um die älteren Malschichten vor Gefährdung zu schonen. Auch der Vorstellung, wie die Kapelle nach der Restaurierung aussehen soll, hat man sich angenähert. Es besteht Konsens, dass die Grissaille-Malerei von 1626 als rahmendes Gerüst dient. In deren weissen Flächen hat es Platz, um Teile der spektakulären karolingischen und gotischen Malereien zu präsentieren. Auch wenn wir die definitive Gestaltung der Heiligkreuzkapelle noch nicht kennen, steht doch fest, dass das Obergeschoss wieder sakraler Kapellenraum und im Untergeschoss eine Präsentation dieser einmaligen Befunde eingerichtet wird.

In einem Jahr soll das Expertengremium wieder zusammen kommen, um Entscheidungen zu treffen für die weiteren Schritte zur Realisation eines für den Konvent und dem UNESCO Welterbe angemessenen liturgischen Kapellenraums. In der Zwischenzeit wird fleissig an der Entfernung der schädlichen Schicht gearbeitet. Die bisherigen Massnahmen waren dank grosszügiger Spenden möglich. Um die Arbeiten fortzusetzen bedarf es weiterer finanzieller Mittel, um die sich die Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair eifrig bemüht. Die bisherigen Erkenntnisse unterstreichen die Richtigkeit der Einreihung der Klosteranlage Müstair in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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