„Ich bin entsetzt“
Der gestürzte Bürgermeister von Freienfeld, Peter Faistnauer, über seinen geräumten Schreibtisch und seine Wiederkandidatur.
TAGESZEITUNG Online: Herr Faistnauer, Ihren Schreibtisch schon geräumt?
Peter Faistnauer: Ja, das habe ich schon erledigt.
Die SVP-Räte haben entgegen ihrer Ankündigung noch vor der Gemeinderatssitzung ihren Rücktritt erklärt…
Ja, das ist für mich umso verwunderlicher. Ich bin enttäuscht, dass man diese Entscheidung nicht vor der Öffentlichkeit bei der Ratssitzung gefällt hat, wie es bei einer Demokratie üblich wäre. Stattdessen hat man den Beschluss im stillen Kämmerlein gefällt und das Rücktrittschreiben hinterlegt.
Ihr Resümee?
Was soll ich sagen? Die SVP hat wahrscheinlich den Machtverlust nicht verkraftet. Ich habe der SVP die Mehrheit im Ausschuss zugestanden. Nun stehen doch Neuwahlen an. Das ist ein großer Schaden für die Allgemeinheit und für die Leute in Freienfeld. Der Rücktritt ist meiner Ansicht nach sachlich nicht zu erklären. Man hat in den letzten Wochen und Monaten systematisch versucht, für diesen Schritt Gründe zu suchen.
Gab es Differenzen im Ausschuss?
Nein, wir haben sehr gut und mit Freude zusammengearbeitet. Daher wundert mich dieser Schritt sehr.
Waren Sie mit der SVP zu keiner Zusammenarbeit bereit?
Im Gegenteil: Ich bin der Volkspartei sehr entgegengekommen. Wir haben den Ausschuss auf fünf Mitglieder aufgestockt, sodass die SVP eine Mehrheit im Gremium hat. Zudem habe ich die SVP-Rätin Helene Hilber Nössing in den Bezirksrat entsandt, obwohl das nicht Inhalt der Koalitionsverhandlungen war. Ich bin der SVP also sehr entgegengekommen. Erstaunlich finde ich auch, dass SVP-Räte, die in den letzten Monaten motiviert mitgearbeitet haben, nicht das Vertrauen der eigenen Leute erhalten. Für diese Person, die ich sehr schätze, tut es mir sehr leid.
Gab es inhaltliche Auseinandersetzungen?
Inhaltlich gab es eine 100prozentige Übereinstimmung. Wir hatten am 1. August eine Klausurtagung. Dort hat sich gezeigt: Der inhaltliche Zusammenhalt war gegeben. Nur ein paar wenige haben wahrscheinlich im Hintergrund gelenkt. Ihnen war es ein Dorn im Auge, dass kein SVP-Bürgermeister der Gemeinde vorsitzt. Wenn es nur um diese Sache geht, so kann diesen Schritt niemand nachvollziehen.
Sehr enttäuscht?
Ich bin eher entsetzt. Diesen Schritt kann man nicht verantworten. Aber nicht ich habe diese Entwicklung in die Wege geleitet, das waren andere. Und diese haben die Folgen auch zu verantworten: Vor allem auch wegen der Arbeiten, die in den nächsten Monaten anstehen.
Treten Sie bei den Neuwahlen wieder an oder werfen Sie das Handtuch?
Ich gehe sicher wieder als Bürgermeisterkandidat ins Rennen. Das bin ich meinen Wählern schuldig. Ich habe am 10. Mai den Wählerauftrag bekommen, der Gemeinde für fünf Jahre vorzustehen. Ich will weiterhin neutral und sachlich für die Gemeinde und Bürger arbeiten.
Interview: Erna Egger
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