„Ein Bagatell-Problem“
Die kurzfristige Flüchtlingsaufnahme in Brixen gestaltet sich weiterhin schwierig. Obwohl die Hilfskräfte perfekt organisiert sind – lässt sich kaum jemand zum Bleiben überreden.
Von Anton Rainer
Von bis zu 400 Flüchtlingen sprach man anfangs in den Landesämtern – der Zivilschutz stellte dennoch nur 164 Notbetten auf. In weiser Voraussicht, wie sich nun herausstellte. Ähnlich wie bereits in der Dreifachturnhalle der Fachoberschule Brixen werden auch die in der Berufsschule Tschuggmall bereitgestellten Strukturen kaum von Flüchtlingen genutzt.
Erst gegen 16:00 waren gestern sieben Flüchtlinge in der seit dieser Woche genutzten Turnhalle eingetroffen, sie konnten zwischen 80 Liegepritschen wählen – den Rest hatten die Hilfskräfte des roten und weißen Kreuzes erst gar nicht mehr aufgestellt.
„Das Ganze scheitert bereits am Bahnhof“, erklärt Schuldirektor Martin Rederlechner, „wir wären hier perfekt vorbereitet.“ Tatsächlich sind engmaschige Kontrollen am Brixner Bahnhof derzeit reines Wunschdenken: Obwohl Südtirol den Freistaat Bayern durch die vorübergehende Aufnahme entlasten sollte, dürfen weiterhin täglich hunderte Flüchtlinge das Land über den Brennerpass verlassen. Und wer sich darauf einlässt, kurzfristig in Brixen unterzukommen, bleibt kaum länger als eine Nacht, erklärt man beim Weißen Kreuz.
Bis zu zwei Wochen hätte man die Turnhalle dem Zivilschutz zur Verfügung gestellt, sagt Martin Rederlechner, die Landesämter hätten ihm aber versichert, dass die Räumlichkeiten schon in einer Woche wieder den Schülern zur Verfügung stehen sollen. „Derweil turnen diese 70 Klassen in der nahegelegenen Sportzone“, sagt Rederlechner, man müsse sich eben kurzzeitig „durchwursteln.“ – und: „Klar bräuchten wir die Turnhalle, aber das ist im Vergleich zum Schicksal der Flüchtlinge ein Bagatell-Problem.“
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