Coaching auf der Alm
Fotos: Helmuth Renzler Facebook
Die SVP-Fraktion tut sich schwer damit, die Erfolge von Arno Kompatscher richtig an den Mann zu bringen. Eine Kommunikations-Coachin soll nun Nachhilfe leisten.
Von Matthias Kofler
Die SVP hadert mit ihrem Erfolg. Trotz der erfolgten Revolution durch das Duo Kompatscher-Achammer ist vor allem der Landeshauptmann überzeugt, dass die vielen erbrachten Leistungen nicht richtig verkauft werden. Die mitgeteilten Erfolgsmeldungen werden in der Bevölkerung häufig nicht als solche wahrgenommen, etwa im Falle des Finanzabkommens mit Rom. „Bestimmte Themen werden einfach schlecht nach außen kommuniziert“, meint der SVP-Abgeordnete Helmuth Renzler.
Die Folge: Es werden immer öfter Vergleiche mit dem Dynamismus und der Entscheidungsfreude von Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder aufgestellt – ganz zum Ärger des amtierenden Regierungschefs, der keinen Zweifel hat, in seiner anderthalbjährigen Amtszeit schon viel für Südtirol geleistet zu haben.
Allerdings dringt er mit seiner Botschaft nicht durch. Die von Kompatscher eingeführte neue Form der Pressekonferenz der Landesregierung scheint bislang nicht zu greifen. Sie ist schon lange kein Medienereignis mehr. Und auch die Kommunikation über das Presseamt ist oft trocken-bürokratisch und wenig bürgernah.
Das soll sich jetzt ändern.
Am Mittwoch ist die SVP-Fraktion auf der Schatzerhütte am Fuße der Plose in Klausur gegangen. Die ganztägige Veranstaltung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter strengen Auflagen statt. Es sollte ja kein Wort nach außen posaunt werden. „Über Themen und Inhalte werde ich mich nicht äußern“, gibt sich Vize-Fraktionschef Oswald Schiefer wortkarg.
Die TAGESZEITUNG konnte dennoch das Thema der Klausur in Erfahrung bringen: „Wie verkaufe ich meinen Erfolg richtig?“
Eine Coachin erläuterte den 13 anwesenden SVP-Fraktionsmitgliedern, wie man kommunizieren soll, damit die Botschaft bei der Bevölkerung und den Medien richtig ankommt. Die SVP soll mittels professioneller und moderner Kommunikationstechniken wieder als junge, dynamische, zukunftsorientierte Partei wahrgenommen werden.
„Wir haben sehr viel dazugelernt“, sagt Helmuth Renzler. Der SVP-Abgeordnete gibt unumwunden zu: Bislang seien bestimmte Themen „einfach falsch“ kommuniziert worden. Das Kommunikationsmanagement, vor allem jenes der Landesregierung, sei „schlecht“ gewesen. „Es reicht nicht, einfach eine Pressemitteilung zu versenden und zu glauben, dass das dann bei der Bevölkerung und den Medien auch gut ankommt“, erklärt Renzler.
Die einfache Formel der Unternehmensberaterin lautet: Das Positive in den Vordergrund stellen!
Der SVP-Abgeordnete und Arbeitnehmerchef macht ein konkretes Beispiel: die Sanitätsreform. „Wir müssen den Leuten erklären, dass es diese Reform braucht, um die hochwertigen Leistung unseres Gesundheitssystems auch in Zukunft zu gewährleisten. Wir können aber nicht sagen: ,Da werden Kosten reduziert und hier wird zugesperrt.’“
Mit der Klausur auf 2.000 Metern Höhe wollte die SVP-Fraktion aber auch ein zweites Problem angehen: Das „Wir-Gefühl“, der „Team-Geist“ sollte gestärkt werden. In der Fraktion soll es harmonischer zugehen. „Zu einer guten Kommunikation gehört auch, dass wir uns nicht gegenseitig auf die Zehen steigen, sondern an einem gemeinsamen Strang ziehen“, bringt es Renzler auf den Punkt.
Auch hier seien in erster Linie die Landesräte gefordert, die sich mit der Fraktion besser absprechen müssten. Ein erster Testfall ist die anstehende Diskussion über den Nachtragshaushalt im Landtag. „Als einfacher Abgeordneter hast du kaum Möglichkeiten wahrgenommen zu werden – außer du greifst die Landesregierung frontal an“, so Renzler.
Inwieweit sich das professionelle Coaching ausgezahlt hat, wird sich schon in den nächsten Debatten zeigen. Für die eingeschweißte SVP-Truppe ist jedenfalls klar: Streit gibt es nicht mehr. Bis zum nächsten Streit.
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