Ebners Drohung
Weil Michl Ebner befürchtet, dass Karl Zeller in Rom gegen das Medienhaus Athesia arbeitet, verschickt er einen Brief – und droht der „gesamten Südtiroler Volkspartei.“
Von Anton Rainer
Michl Ebner hat Angst ums Geld: Weil der Athesia-Chef vermutet, dass Karl Zeller in Rom eine Anti-Dolomiten-Kampagne startet – und das Medium dadurch empfindliche Förderungen verliert, hat er der gesamten Parteileitung der Südtiroler Volkspartei einen geharnischten Brief zukommen lassen. Darin enthalten: Eine kaum versteckte Drohung gegenüber Parteiobmann Philipp Achammer.
Doch von Anfang an: Am gestrigen Dienstag wurde mehreren Südtiroler Medien ein Brief übermittelt, den Athesia-Direktor und Handelskammer-Präsident Michl Ebner den Mitgliedern der SVP-Parteileitung „im August 2015“, so die offizielle Datierung des Schriftstücks, zukommen ließ.
Darin erklärt Michl Ebner, dass er am 2. August 2015 darüber informiert worden sei, dass SVP Senator Zeller gegenüber gut informierten Personen erklärt habe (!), dass „Dolomiten“ und Athesia in Zukunft ohne Verlagsförderung auskommen müssten. Ein Gerücht, dass es über mehrere nichtgenannte Informanten bis in die Athesia-Direktion geschafft hat, soll als mittelgroßer Medienskandal taugen?
Tatsächlich handelt es sich bei Ebners Drohbrief um den letzten Höhepunkt einer Fehde, die seit Beginn der Brennercom-Affäre zwischen Volkspartei und Athesia ausgetragen wird. Im Auge des Polit-Sturms: Karl Zeller, der die Aufregung um Ebners stille Post kaum nachvollziehen kann. Auf Anfrage der TAGESZEITUNG erklärte er gestern: „Es ist ein kurioser Brief, der seinesgleichen sucht.“ Die impliziten Drohungen nehme er „nicht weiter ernst.“
Tatsächlich sind die Drohungen Ebners vor allem gegen Ende des aus einer Din-A4-Seite bestehenden Briefs mehr als deutlich. Im letzten Satz nimmt der Handelskammer-Präsident sogar Obmann Philipp Achammer in die „Sippenhaft“ (Karl Zeller): „Sollte eine Maßnahme“, schreibt Ebner „von wem auch immer, in Zukunft in die Wege geleitet werden, wissen wir, welcher Urheberpartei die Dolomiten und die Athesia dies zu verdanken haben. Dem SVP-Bezirksobmann Karl Zeller und mit ihm, der gesamten Südtiroler Volkspartei.“
Konsequenzen nennt Ebner nicht, der Brief soll ausschließlich „zur Kenntnisnahme“ dienen – doch die Gangart ist klar: Partei, wir wissen, wo dein Auto steht. Steht die nächste Kampagne gegen die Landesregierung bereits in den Startlöchern?
DEN VOLLEN BRIEF UND DAS INTERVIEW MIT KARL ZELLER LESEN SIE IN DER PRINTAUSGABE DER TAGESZEITUNG.
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