Wanderausflug mit Flüchtlingen
Freiwillige organisierten für acht Flüchtlinge einen Ausflug auf das Pfitscherjoch. Wie man im Schutzhaus reagiert hat – und warum jetzt weitere Exkursionen geplant werden.
„Um den Asylwerbern den Einstieg in ein neues Leben zu erleichtern, habe ich begonnen, mit ihnen Ausflüge in der Umgebung von Wiesen zu unternehmen. In diesen unbeschwerten Stunden können sie ihr Schicksal für kurze Zeit vergessen“, schreibt der Flüchtlingshelfer Armin Mutschlechner in seinem Blog.
Am Montag unternahm er mit acht Flüchtlingen vom Haus Lea in Wiesen/Pfitsch sowie weiteren Freiwilligen trotz regnerischem Wetter eine Wanderung auf das Pfitscherjoch. „Es war das erste Mal, dass die Asylwerber über 2.000 Meter gekommen sind. Die Stimmung war bärig“, so Mutschlechner. Die Flüchtlinge konnten erstmals Schnee berühren.
„Mit einem Kräutertee im Pfischerjochhaus wärmten sich die Jungs auf“, schreibt Mutschlechner im Blog. Er bedankt sich beim Schutzhaus-Team für die Gastfreundschaft sowie bei den Spendern, die derartige Ausflüge auch für die Zukunft ermöglichen.
Tageszeitung: Herr Mutschlechner, sind die Flüchtlinge ohne Weiteres mitgegangen?
Armin Mutschlechner: Ja, das sind sie. Sie sind ja praktisch zu Untätigkeit verurteilt. Angeblich sollen sie mit 1. September versichert sein und etwas tun dürfen. Aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Viele würden gerne etwas tun und haben deshalb auch schon rund um das Flüchtlingsheim Hand angelegt. Das Angebot für den Ausflug am Montag haben acht Personen angenommen. Das größte Problem ist sicher die Sprachbarriere: Die einen verstehen sehr wenig – die anderen sehr viel, weshalb wir versuchen, eine Mischung zusammenzubringen. Die Teilnehmer müssen übrigens einen symbolischen Spesenbeitrag von einem Euro zahlen. Ihnen stehen ja nur acht Euro pro Tag zur Verfügung.
War es ein positives Erlebnis für die Flüchtlinge?
Ein sehr positives! Wir wollten ihnen die Landschaft zeigen, doch leider hat das Wetter nicht ganz mitgespielt. Trotzdem wurde der Ausflug positiv aufgenommen. Die Leute konnten für ein paar Stunden ihre Alltagssorgen vergessen. Und auch wenn nur wenige von ihnen langfristig hierbleiben wollen, haben sie die Möglichkeit, unseren Kulturraum kennenzulernen. Bei Ausflügen kommt man automatisch mit anderen Leuten in Kontakt.
Wie hat man im Schutzhaus reagiert, als die ungewohnten Gäste zur Tür hereinkamen?
Super, echt super! Eine negative Reaktion hätte man an der Mimik und Gestik bemerkt – aber im Gegenteil: Man war sehr zuvorkommend. Normal eigentlich. Im Grunde sind es ja allesamt Menschen wie wir. Auch die Reaktionen der Gäste waren super. Ein paar Radfahrer waren positiv überrascht. Sie hätten sich nie erwartet, auf dem Joch Asylwerbern zu begegnen. Sie haben sich sofort mit uns ausgetauscht.
Wird es weitere Ausflüge geben?
Ja, wöchentlich ein Mal. Wir haben eine Kampagne gestartet, bei der wir um Sachspenden bitten. Etwa um eine Marende, Schwimmbad- oder Ausstellungseintritte. Es haben sich südtirolweit hilfsbereite Menschen gemeldet. Vielleicht fahren wir demnächst auf den Rosskopf oder das Penser Joch, wo man in die Weite sieht.
Interview: Heinrich Schwarz
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