„Froh, dass sie weiterfahren“
Die „Frankfurter Allgemeine“ wundert sich über den Umgang der Südtiroler Landesverwaltung mit der Flüchtlings-Problematik: Die Autonome Provinz habe 700 Asylansuchen zu bearbeiten, das Bundesland Bayern über 100.000.
Für eine Reportage über die sich zuspitzende Flüchtlings-Problematik hat sich der FAZ-Redakteur Julian Staib unter anderem in Südtirol aufgehalten.
Aus seinem Artikel „Niemand kann sie aufhalten“ ist deutliche Kritik an der Politik der Autonomen Provinz herauszulesen.
So schreibt Staib von einem Gespräch mit Brigitte Waldner, der Direktorin des Amtes für Senioren und Sozialsprengel der Südtiroler Landesverwaltung und damit für Flüchtlinge in der Region zuständig.
„Das sind eigentlich noch keine Flüchtlinge, sondern Menschen auf der Durchreise“, sagt Brigitte Waldner. Flüchtling sei nach ihrer Definition offenbar nur, wer auch in Italien Asyl beantragt – „und das will hier ja keiner“, heißt es im FAZ-Artikel.
Julian Staib stellt dann einen wenig schmeichelhaften Vergleich zwischen der Autonomen Provinz und dem Bundesland Bayern auf: „Südtirol hat etwas mehr als 500.000 Einwohner, aber nur 701 Asylbewerber, die dem Land zugewiesen wurden. In Bayern kamen in den ersten sieben Monaten dieses Jahres rund hunderttausend Asylsuchende an.“
Dessen sei man sich „ganz bewusst“, sagt Waldner in dem Interview mit der renommierten Tageszeitung. Aber die Frage, ob Südtirol genügend leiste, sei doch „sehr relativ“. „Aus unserer Sicht leisten wir genug.“ In den Dörfern gebe es eine „niedrige Ausländerpräsenz“, Ausländer seien für die Menschen „ungewohnt“, so Waldner.
Das Fazit des FAZ-Journalisten: „In Bozen, das ist wohl kaum übertrieben zu sagen, ist man froh, dass fast alle weiterfahren.“
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